Von Aschermittwoch bis Ostern wollen diesmal auffällig viele junge Leute auf etwas verzichten – aber lieber auf Süßes als aufs Smartphone

Irgendwie ist es aus der Mode gekommen, heute, am Aschermittwoch, „in Sack und Asche zu gehen“ als Zeichen von Buße und Umkehr. Auch will niemand „am Hungertuch nagen“, eine Anspielung auf die Verhüllung des Altars früher in der Fastenzeit. Nach mehr Lebensfreude klingt da schon das Fasten-Motto der evangelischen Kirche 2016: „Großes Herz! Sieben Wochen ohne Enge“, verbunden mit der Aufforderung, „zu entdecken, was Ihr Herz weit macht“. Wer dabei an ein tägliches Gläschen Rotwein und dessen wohltuende Wirkung denkt, liegt falsch. Es geht um Verzicht – bis die Osterglocken läuten. Davon fühlt sich eine Mehrheit angesprochen, auch wenn sie sonst das Thema Glauben sparsam dosiert.

Jeder zweite Deutsche hat schon mindestens einmal mehrere Wochen gefastet. In diesem Jahr folgen dem sogar auffällig viele junge Leute: Zwei Drittel der 18- bis 29-Jährigen können sich das vorstellen, gaben sie bei einer Forsa-Umfrage für die Krankenkasse DAK an. Alkohol und Süßes stehen ganz oben auf der Fastenliste. Schade: Damit fallen mit Schnaps gefüllte Pralinen als Aufmerksamkeit für die Liebste am kommenden Sonntag, am Valentinstag, aus. Aber 72 Prozent der Frauen wollen Schokoriegel in der Fastenzeit sowieso links liegen lassen.

Eine ganz eigene Vorstellung persönlicher Buße hat die Generation 45 plus, nämlich das starke Bedürfnis. „mal abzuschalten“, sagt DAK-Experte Ralf Kremer. Jeder Vierte will seltener sein Smartphone nutzen und häufiger das Internet abschalten. Die Gründe sind profan – der dringende Wunsch nach weniger Stress. Das wiederum sehen die Jüngeren anders. Sie verzichten lieber auf Fleischgerichte, eine Tradition, die bis ins Mittelalter zurückgeht – bis zu dem Tag, an dem die Mönche im Kloster Maulbronn einen saftigen Braten geschenkt bekamen.

Als Schwaben konnten sie den schlecht verkommen lassen. Also hackten sie ihn klein, mischten Kräuter drunter und packten die Masse zur Tarnung in Nudelteig – die Maultasche war geboren oder – auf Schwäbisch – das „Herrgottsb’scheißerle“.