Der Mafia-Thriller „Mittwoch 04:45“ ist klug inszeniert

Athen im Winter 2010. Stelios (Stelios Mainas) nennen alle nur „Künstler“. Vor 17 Jahren hat sich der Musikfan einen lang gehegten Traum erfüllt und einen Jazzclub eröffnet. Seitdem steckte er viel Zeit und Geld in seinen Laden „Summertown“, vor allem geliehenes. Aber das Geschäft läuft nicht mehr gut, seit in der Finanzkrise nicht genug Kundschaft zu den Konzerten kommt. Und der rumänische Mafiaboss (Mimi Branescu), dem er genau 148.237 Euro schuldet, will endlich Bares sehen. Er hat einen Tag, um den Betrag zu beschaffen und damit nicht nur den Club, sondern vor allem sein Leben und das seiner Familie zu retten.

Schlaflos hastet Stelios durch eine kaputte Stadt und versucht verzweifelt, Geliebte und Familie zu besänftigen, nebenbei kleinere Schulden bei anderen einzutreiben, und gerät immer tiefer in einen Strudel aus Gewalt. Das Athen in „Mittwoch 04:45“ ist alles andere als „Summertown“, keine sonnige Touristenmetropole, sondern ein düster-verregneter Moloch mit Stripclubs und abgewrackten Industriegebieten in tristem Neonlicht, wie ein wahr gewordener Albtraum, in dem die Zeit kapitelweise gnadenlos verrinnt.

Die Finanzkrise Griechenlands ist in Alexis Alexious Film allgegenwärtig

Der Niedergang Stelios’, dem es unmöglich ist, die Forderungen seines Gläubigers zu begleichen, steht natürlich auch sinnbildlich für die Krise des ganzen Landes. Sie ist im Film allgegenwärtig, hier hat eine Gesellschaft alle Werte verloren, aus Protest gegen die Sparpolitik der Regierung gehen nicht nur Christbäume in Flammen auf.

Aber man würde dem klug konstruierten und spannend inszenierten Thriller von Regisseur und Drehbuchautor Alexis Alexiou unrecht tun, reduzierte man ihn darauf. Er ist vor allem ein atmosphärisch und stilistisch herausragender Neo-Noir und eine sarkastische Abrechnung, bei der es nicht darum geht, wie viel man schuldet, sondern wem. Eine Reise ans Ende der Nacht, bei der es nur Verlierer geben kann.

„Mittwoch 04:45“ GR/D 2015, 117 Minuten,
ab 12 Jahren, R: Alexis Alexiou, D: Stelios Mainas, Adam Bousdoukos, Mimi Branescu, täglich im 3001