Wer einmal im Grünen wohnt, will nie mehr weg, sagt eine Umfrage. Vom fröhlichen Leben zwischen Heugebläse, Zeltfest und Bullenschau

„Das reine unverfälschte Landleben! Die Leute stehen früh auf, weil sie so viel zu tun haben. Und sie gehen früh ins Bett, weil sie so wenig zu denken haben.“ An dem bedenklich vorurteilsbelasteten Zitat des viktorianischen Spötters Oscar Wilde (1854–1900) ist abzulesen, wie sehr sich die Zeiten geändert haben. Heute geht auch die Landbevölkerung später ins Bett – zum Beispiel, weil sie noch das Dschungelcamp sehen will.

Nicht jeder Deutsche fühlt sich in der Stadt am besten aufgehoben, wo man ihm mit hohen Hundesteuern nachstellt und mit dem Ausbau von Busspuren den Lebensraum einengt.

Entsprechend gefällt 87 Prozent der deutschen Landbevölkerung ihr Leben im Grünen, wie eine Umfrage des Immobilienportals immowelt.de ergab. Dabei wird etwa das Risiko heftigerer Stürme auf dem freien Land leichtfertig ignoriert. („Ist dein Dach schwer beschädigt worden?“ „Keine Ahnung – ich hab es noch nicht gefunden.“) Die Nähe zur Natur und eine intakte, meist bäuerlich geprägte Dorfgemeinschaft machen den Reiz des Landlebens aus. Dessen Regeln sind einfach und gut nachvollziehbar, wie: „Iss, was gar ist, trink, was klar ist.“ Aber auch: „Wächst der Magd ein dicker Bart, wird der Winter lang und hart.“

Tiefe Erkenntnisse wie „Ist er leer, der Hundeteller, war der Bauer wieder schneller“ prägen den ländlichen Alltag. Und auch auf dem Land gibt es gute Einkaufsmöglichkeiten. Wer etwa ein Heugebläse oder eine Getreideförderschnecke erwerben will, ist hier genau richtig. Falls jemand tatsächlich mal einen anderen Artikel benötigen sollte, kann allerdings schon mal der Weg in die Stadt nötig werden.

Die Landbewohner schätzen der Umfrage nach vor allem die gute Kinderbetreuung und die medizinische Versorgung – aber nur 49 Prozent sind mit dem Freizeitangebot zufrieden. Da heißt es eben Bullen-Prämierung statt Bolschoi-Ballett. Und Obacht bei dörflichen Zeltfesten und ihren Trinkritualen! Es gilt, stets die alte Weisheit zu beachten: „Nach acht Runden Doppelkorn fällt der Trinker meist nach vorn.“