Wer die Mitglieder der Finanzkommissionvon seinem Projekt überzeugt, hat gute Chancen auf Unterstützung

Alle sind pünktlich, haben die Unterlagen gelesen und sind im Thema. Um 16 Uhr eröffnet Gert Upadek an diesem Nachmittag die Sitzung der Finanzkommission des Hamburger Spendenparlaments. Zwei Frauen und sieben Männer bilden dieses sehr wichtige Gremium: Die Finanzkommission des Spendenparlaments erarbeitet die Beschlussvorlagen für die Parlamentssitzungen, auf denen das Plenum dreimal im Jahr über die Förderung von Projekten abstimmt.

„Die Finanzkommissare prüfen alle eingehenden Förderanträge“, erläutert Gert Upadek. Der 72-Jährige ist seit zwei Jahren Vorsitzender des Gremiums, arbeitet seit 2008 in der Kommission mit. „Die Ausschussmitglieder lassen sich Unterlagen zeigen, sprechen mit den Projektverantwortlichen und beurteilen die Förderwürdigkeit der jeweiligen Vorhaben. Wir beraten über Umsetzung und Finanzierung und helfen auch bei der Suche nach Alternativen, wenn das Spendenparlament keine Möglichkeit zur Förderung sieht.“

Alle Anträge, die im Sinne der Satzung förderungswürdig sind, werden dem Plenum auf den Parlamentssitzungen zur Abstimmung vorgelegt. An diesem Nachmittag stehen 17 Anträge und Vorhaben zur Diskussion. Zum Beispiel möchte ein Jugendclub aus dem Hamburger Nordosten Gerätschaften für ein Live-Rollenspiel anschaffen und bittet um mehr als 1000 Euro. Finanzkommissar Heino Greve hat sich mit dem Anliegen näher beschäftigt und empfiehlt, den Zuschuss nicht zu bewilligen. Grund: „Es ist bei dem Projekt keine Nachhaltigkeit gegeben.“ Die Kommission lehnt den Antrag einstimmig ab.

Laut Satzung fördert das Spendenparlament gemeinnützige Projekte, die sich in Hamburg gegen die sozialen Missstände Obdachlosigkeit, Armut und Isolation wenden. Projekte, die andere Ziele verfolgen, werden von der Finanzkommission nach Prüfung abgelehnt. Mindestens eines der Förderkriterien muss erfüllt sein.

Mehr Glück hat ein Verein im Hamburger Osten, der für Kinder aus Mi­granten- und Flüchtlingsfamilien ein Sprach- und Musikprojekt anbietet. Um die Kinder zu den Räumen in einer Kirchengemeinde zu bringen, braucht der Verein einen Bus. Die Verantwortlichen möchten ein gebrauchtes Fahrzeug kaufen und bitten um bis zu 13.000 Euro. „Der Verein macht sehr gute Arbeit im Stadtteil“, sagt Finanzkommissar Werner Schimming. Der Ausschuss votiert einstimmig mit Ja.

Positiv wird auch der Antrag einer Beratungsstelle beschieden, die das Geld von Menschen verwaltet, die von Obdachlosigkeit bedroht sind. 14.000 Euro sollen als Zuschuss für Personalkosten fließen. „Schließlich wurde das Spendenparlament gegründet, um etwas gegen Armut und Obdachlosigkeit zu tun“, erinnert Gert Upadek an die Ziele der Organisation.

So geht es bei der Sitzung munter weiter. Bei manchen Projekten möchte das Gremium weitere Informationen von den Antragstellern, bei anderen steht der Besuch eines Finanzkommissars noch an. Zügig, diszipliniert und gut gelaunt wird die Liste durchgearbeitet.

„In der Regel vertraut das Spendenparlament unseren Einschätzungen und Empfehlungen“, sagt Gert Upadek. Der frühere Leiter einer Gesamtschule in Blankenese ist Spendenparlamentarier der ersten Stunde. Und er weiß nach all den Jahren: „Transparenz ist sehr wichtig. Deshalb veröffentlichen wir Bilanzen und dokumentieren ganz genau, welcher Träger für welches Projekt wie viel Geld bekommt.“ So wisse jeder, wo jeder einzelne Euro bleibe. Daher, so Upadek, genieße das Hamburger Spendenparlament auch so viel Vertrauen in der Hansestadt.

Und pünktlich um 18 Uhr ist Schluss. Bis zur nächsten Sitzung im Haus der Diakonie in der Königstraße. Denn durchschnittlich einmal im Monat trifft sich das Gremium zur Beratung. Der Bedarf an Hilfe im eigentlich reichen Hamburg ist groß.