Forscher aus dem Reich von Kim Jong-un haben einen Likör entwickelt, angeblich ohne Nebenwirkungen. Zu Risiken fragen Sie den Diktator

Für alle, die es nicht mehr für möglich gehalten haben, naht Hoffnung auf eine bessere Welt. Einziger Haken: Sie kommt aus Nordkorea. Die beinahe demokratische Volksrepublik ist zwar arm an Grundnahrungsmitteln, Freiheit und verhaltensunauffälligen Führungspersönlichkeiten, entzückt aber dafür mit Einfallsreichtum. Jetzt wollen die Untertanen der Familie Kim sogar den Alkoholkonsum weniger folgenschwer gestalten können. Nordkorea hat den Kater besiegt.

Nachdem 24 Millionen Einwohner bereits stolz auf den Titel selbsternannte „Atommacht des Jahres 2011“ sein können und die Genossen aus der Medikamentenforschung jüngst die Überlegenheit des Systems mit einem Universalimpfstoff gegen Mers, Ebola, HIV, Krebs und Tuberkulose unter Beweis gestellt haben wollen, legt die Alkohol verarbeitende Industrie nun mit einer verblüffenden Eigenentwicklung nach: dem ersten Schnaps, der nicht dehydrierend wirkt. Denn wenn schon brutale Diktatur, dann wenigstens ohne Kopfschmerzen.

Der „Koryo Liquor“, ein Elixier aus sechs Jahre altem Ginseng und gebranntem Klebereis, liege „süß und herzhaft“ auf der Zunge, jubeln die Feinschmecker in der „Pyongyang Times“. Geschätzt werde der Fusel aber vor allem wegen seiner milden Spätwirkung. Wen kümmert da der anscheinend schwankende Alkoholgehalt von „30 bis 40 Prozent“? Hauptsache, ein Übel der Menschheit ist bezwungen.

Bedauerlicherweise kann die wundersame Neuentwicklung nur innerhalb der streng bewachten Landesgrenzen genossen werden. Ein Export ist wie bei der Urananreicherung und dem Einparteiensystem nicht vorgesehen. Dabei ist es ein Jammer, dass der einzig wahre Kim Jong-un die Fortschrittlichkeit seines Landes so ungern mit dem Rest der Welt teilt. Denn vermutlich schlummert in der Führerschublade die handgeschriebene Lösung des Nahost-Konflikts (Frieden), züchten die fähigsten Agrarwissenschaftler längst an kaum blähenden Hülsenfrüchten (lens sine lente). Zur Ironie dieser Geschichte gehört allerdings auch, dass ein nordkoreanisches Sprichwort den meist faulen Zauber der Planwirtschaft recht gut einordnet: „Einmal gesehen ist besser als hundertmal gehört.“