Berlin/Los Angeles.

Seine Hauptrolle in dem neuen Film „Erschütternde Wahrheit“ habe wirklich nichts mit seinem Oscarboykott zu tun. Will Smith wird ebenso wie seine Frau Jada Pinkett-Smith nicht zur Verleihung am 28. Februar gehen. „Wir fühlen uns dabei nicht wohl“, sagte er dem Sender ABC. Es sei ungerecht, dass kein Schwarzer für den Oscar nominiert sei. Und er wolle die Show nicht einmal im TV anschauen, weil er seinen Kindern das nicht zumuten wolle.

Die Kampagne #OscarSoWhite will auf fehlende Diversität in Film und Fernsehen aufmerksam machen. Anlass für #OscarSoWhite war, dass in diesem Jahr alle der nominierten 20 Schauspieler weiß sind – wie bereits im vergangenen Jahr.

Schwarze machen 12,6 Prozent der US-Bevölkerung aus, zehn Prozent der Oscarnominierungen seit 2000 gingen an sie, errechnete das Magazin „The Economist“. Schlechter sieht es bei den Lateinamerikanern aus: 16 Prozent der US-Bevölkerung haben eine lateinamerikanische Herkunft, aber nur drei Prozent der Nominierungen seit dem Jahr 2000 sind auch an sie gegangen. Nur 1 Prozent waren Künstler mit asiatischem Hintergrund.

Zuerst hatte Schauspielerin Jada Pinkett-Smith zum Boykott aufgerufen, dann Regisseur Spike Lee. Immer mehr Kollegen folgten wie Reese Witherspoon, Michael Moore oder Mark Ruffalo. George Clooney sagte der Zeitschrift „Variety“: „Wir gehen in die falsche Richtung.“ Vor zehn Jahren habe es mehr Nominierungen für Schwarze gegeben, etwa für Don Cheadle und Morgan Freeman.

Nun wird Will Smith inzwischen Heuchelei vorgeworfen, seine TV-Tante aus der Serie „Der Prinz von Bel-Air“, Jane Hubert, ätzte: Sie finde es komisch, dass jemand Leute boykottieren wollte, mit denen er Abermillionen Dollar verdient habe.

In der hitzigen Debatte helfen Zahlen: 94 Prozent der 7000 Mitglieder der Oscarakademie, die über die Nominierungen abstimmt, sind weiß, 77 Prozent männlich, das Durchschnittsalter liegt bei 62, ermittelte die „Los Angeles Times“. Die Akademie-Vorsitzende Cheryl Boone Isaacs, eine Afroamerikanerin, kündigte Veränderungen an: „Die Akademie wird drastische Schritte unternehmen, die Zusammenstellung unserer Mitgliederschaft zu verändern.“

Am Freitagabend erklärte die Oscarakademie jetzt konkreter, wie diese aussehen sollen: Neben einer Erweiterung des Führungsgremiums solle das Wahlrecht der Mitglieder zeitlich beschränkt werden. Bis 2020 wolle die Akademie den Frauenanteil verdoppeln und in ihrer Zusammensetzung vielfältiger werden, hieß es in verschiedenen US-Medien.

Für die Verleihungen schaut nun alles auf den afroamerikanischen Komiker Chris Rock, und ob er die Show wie geplant moderieren wird. Manche glauben auch, er werde die Bühne nutzen, um Kritik zu üben. Für die TV-Quote wäre ein Eklat zumindest nicht schlecht.