Hamburg. SPD-Politiker galt spätestens seit Olympia-Aus als amtsmüde. Nachfolger wird der Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte

Seit Wochen deutete es sich an, nun hat er seine Entscheidung gefällt: Innen- und Sportsenator Michael Neumann hat am Montag seinen Rücktritt verkündet. „Man muss als Innen- und Sportsenator in Hamburg schon mit ganzem Herzen und ganzer Seele bei der Sache sein. Wenn das nicht mehr so ist, ist es auch Zeit zu gehen“, sagte der 45-Jährige am frühen Abend im Rathaus.

Neumanns Nachfolger soll Andy Grote (SPD), bislang Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte, werden. „Das Amt ist mit großen Aufgaben und Herausforderungen verbunden, die ich mit großem Respekt, aber mit aller Kraft und großer Motivation annehmen möchte“, sagte Grote. Die innere Sicherheit habe gerade jetzt eine große Bedeutung für die Gesellschaft.

Das Hamburger Abendblatt hatte schon am 12. Dezember über Neumanns Rücktrittsgedanken und die Wahl seines Nachfolgers am 20. Januar berichtet – so kommt es nun. Am Mittwoch soll die Bürgerschaft Grote als neuen Innensenator bestätigen.

Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bescheinigte Neumann, „großartige Arbeit“ geleistet zu haben. Der Innensenator habe ihn schon vor der Wahl im Februar 2015 gebeten, sein Amt aufgeben zu dürfen. Man habe sich aber „darauf verständigt, dass das nicht geschehen sollte vor dem Referendum über die Olympia-Bewerbung“, so Scholz. Er habe Neumanns Rücktritt „sehr bedauert, aber auch verstanden nach den vielen Jahren in der Politik“, so der Bürgermeister.

Auf Andy Grote als Nachfolger habe er sich schon „vor langer Zeit“ festgelegt, sagte Scholz: „Er hat viele Erfahrungen, als Jurist, als Mitarbeiter der Verwaltung, als Bezirksamtsleiter, aber eben auch als Politiker. Alle diese Kompetenzen sind gefragt, um diese große und wichtige Behörde zu leiten.“

Neumann war 14 Jahre lang Bürgerschaftsabgeordneter, davon sieben Jahre als SPD-Fraktionschef, bevor er 2011 in den Senat berufen wurde. Dort galt er als Schwergewicht – wegen seiner großen Erfahrung, aber auch wegen der wichtigen Rolle, im Bereich innere Sicherheit, der die SPD 2001 die Macht gekostet hatte, nichts anbrennen zu lassen. Das gelang dem früheren Berufssoldaten weitgehend. Dennoch galt seine Leidenschaft vor allem seinem zweiten Aufgabenbereich, dem Sport.

Da Neumann schon häufig angedeutet hatte, dass er sich ein Leben außerhalb der Politik vorstellen könne, war seit dem Olympia-Aus Ende November über seine Zukunft spekuliert worden. Wie kein Zweiter hatte sich der Innen- und Sportsenator für die Bewerbung um die Olympischen Spiele 2024 eingesetzt – und war tief enttäuscht, als eine knappe Mehrheit der Hamburger die Bewerbung in einer Volksbefragung abgelehnt hatte. Sein Rücktritt sei aber unabhängig von dieser Entscheidung, betonte Neumann: „Man kann darauf warten, bis man durch Ereignisse wie ein Hund vom Hof gejagt wird, oder man kann selbst bestimmen – das war mir sehr wichtig.“

Das Amt des Senators sei für ihn nicht nur eine „Ehre“, sondern auch eine „Bürde“ gewesen, sagte Neumann am Montag. Nach dem Rücktritt sei er „ein Stück weit erleichtert“. Möglicherweise kehrt er als Lehrbeauftragter an die Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Jenfeld zurück. Dass seine Ehefrau Aydan Özoğuz als Staatsministerin für Migration und stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende ebenfalls ein verzehrendes politisches Amt innehat, dürfte Neumanns Entscheidung befördert haben.

CDU-Fraktionschef André Trepoll begrüßte Neumanns Rücktritt: „Hamburg braucht wieder einen Innensenator, der sein Amt ernst nimmt und den sicherheitspolitischen Herausforderungen gewachsen ist. Deshalb ist es gut, dass die monatelange Hängepartie um den Innensenator endlich beendet ist.“ Vor Neumann war mit Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) im September bereits ein erstes Schwergewicht aus dem Senat ausgeschieden. Scheele hatte seinen Posten aufgegeben, um in den Vorstand der Bundesagentur für Arbeit zu wechseln. Seine Nachfolgerin wurde die Bürgerschaftsabgeordnete Melanie Leonhard.

Als Nachfolger für Andy Grote, der das Bezirksamt Hamburg-Mitte seit 2012 leitet, sind unter anderen der SPD-Fraktionschef in der Bezirksversammlung, Falko Droßmann, und der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Hans-Jörg Schmitt im Gespräch.

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