Wer kennt schon Duckduckgo, Exalead, Wegtam oder Wolfram Lead? Such-Gigant Google hat den Alternativen Entscheidendes voraus.

Würde man die Generation bis 50 fragen, ob sie ohne Google leben könnte, so wird sie vermutlich antworten: Ein Leben ohne Google ist möglich, aber nutzlos. Die Suchmaschine macht Alltag und Arbeit einfacher und reichhaltiger. Google zu vermeiden wäre für sie gleichbedeutend mit dem Gang ins „digitale Kloster“.

Google kommt bei Suchanfragen in Deutschland aktuell auf einen Marktanteil von fast 95 Prozent. Bing und Yahoo haben zusammen knapp vier Prozent. Ein deutlicher Beleg für ein unsagbar bequemes Medium, das uns erlaubt, sich über Gott und die Welt schnell und das auch noch kostenlos zu informieren.

Das wirft Fragen auf: Enthält die Google-Suchmaschine tatsächlich alle relevanten Informationen? Gibt es Alternativen zu Google?

200 Millionen Euro für Alternativen zu Google

Es gibt zahlreiche Aufforderungen von europäischen Politikern, sich von Google unabhängig zu machen, sowie einige erfolglose Versuche, mit EU-Geldern eine europäische Lösung zu eta­blieren. Missglückt sind die Projekte Quaero und Theseus, in die staatliche und private Gelder in Höhe von 200 Millionen Euro flossen – nach fünf Jahren wurden sie eingestellt.

Offensichtlich erfolgreich ist die 2011 in Frankreich gegründete Suchmaschine Qwant, sie versteht sich als europäische, datenschutzkonforme Lösung. Zu den Erfolg versprechenden Euro-Suchmaschinen zählt auch die von Niederländern gegründete Ixquick, die Thilo Weichert, ehemaliger Datenschutzbeauftragter von Schleswig-Holstein, als datenschutzkonform einstuft. Sie bündelt Ergebnisse mehrerer Suchmaschinen und gibt sie aufbereitet an den Nutzer zurück. Ixquick lässt auch eine anonyme Suche bei Google zu.

Suchmaschinen im Test

Die Website t3n.de hat 20 Suchmaschinen getestet. Die Tester bescheinigen Ixquick und Qwant ein vergleichbares Funktionsspektrum wie Google. Wie die meisten getesteten Alternativen sind sie hinsichtlich Datenschutz und Anonymität dem Silicon-Valley-Konzern weit überlegen. Viele bieten Spezialdienste an, etwa die Suche nach Bildern, Videos, Büchern, wissenschaftlichen Texten, Internetforen, Start-ups oder die Suche in Wikipedia. Ihre klangvollen Namen sind unter anderem Duckduckgo, Exalead, Wegtam oder Wolfram Lead, wobei Letztere versucht, direkte Antworten auf gestellte Fragen zu geben.

Die Tester kommen zu dem Ergebnis, dass unter Umständen sogar bessere Ergebnisse als beim Marktführer erzielt werden können. Es muss deshalb noch weitere Gründe für Googles Monopolstellung geben. Oft genannt wird Googles Page­Rank-Algorithmus, der auf eine Suchanfrage mit einer nach Relevanz geordneten Trefferliste antwortet. Eine Suchmaschine, die 95 Prozent des europäischen Marktes für Internetrecherchen ohne nennenswerte Ausfälle bedient, ist ein einzigartiges Phänomen, das nicht einfach kopiert werden kann. Googles kaum zu übertreffende Stärke: gigantische und robuste Serverlandschaften.

Googles Geschäftsmodell ist genial

Hinzu kommt Googles geniales Geschäftsmodell: Trotz hoher Entwicklungskosten ist für den Nutzer alles „just for free“. Die Kassen Googles klingeln erst, aber überaus reichlich, durch Werbeeinnahmen. Es ist dieses Geschäftsmodell des Verschenkens auf der Nutzerseite und des Kassierens bei den werbetreibenden Unternehmen, welches die Gewinne von Google in exorbitante Höhen treibt.

Das angenehme Gefühl der Nutzer, beschenkt zu werden, wird kaum getrübt durch Hingabe ihrer privaten Daten, die auch von den US-Sicherheitsbehörden ausgewertet werden. Dies wird von den meisten Nutzern als unangenehm, aber hinzunehmender Nachteil in Kauf genommen. Hinzu kommt: Googles Suchmaschinendienste sind auf vielen PCs, Tablets und Smartphones bereits vorinstalliert.

Arno Rolf ist Professor für Informatiksysteme an der Universität Hamburg
Arno Rolf ist Professor für Informatiksysteme an der Universität Hamburg © Arno Rolf | Arno Rolf

Was Google als Ergebnis liefert, gilt als Wissen. Doch ist die Welt wirklich eine Google? Neun Zehntel dessen, was im Internet abgerufen werden kann, ist mit Google und anderen Suchmaschinen nicht auffindbar. Doch Google hat den Anspruch, der Weltinformationsorganisator zu sein. Die Suchmaschine indexiert mit unseren Anfragen unsere Lebensweise. Je mehr eine Suchmaschine über die Präferenzen des Nutzers weiß, desto exakter die Resultate. Nicht zuletzt deswegen wird Google von uns so geschätzt.