Im Mai hatte Ortwin Gehrke, 44, von der Rettungsaktion im Mittelmeer gelesen. Keine 40 Stunden später saß der Buchholzer im Flugzeug, um an Bord des Kutters „Sea Watch“ zu gehen, der Flüchtlinge zwischen Libyen und Europa vor dem Ertrinken rettet, wenn ihre Schlauchboote auf hoher See die Luft verlieren. Viel Elend sah der hochgewachsene Familienvater dort, einmal sprach er mit einem libyschen Ehepaar, das gerade beide Kinder verloren hatte.

Für Gehrke sind Extremsituationen nicht ungewöhnlich, als Logistiker war der promovierte Informatiker häufig bei Einsätzen von Ärzte ohne Grenzen dabei: „Man funktioniert, denkt nur an die Aufgabe.“ Analytisch denken, Risiko abwägen – das helfe, sagt er. Den Informatiker-Job hat er längst aufgegeben, heute restauriert er erfolgreich Oldtimer. „Das verschafft mir Unabhängigkeit, vorausgesetzt die Familie stimmt zu.“

Auf der neuen „Sea Watch 2“, die gerade in Cranz bei der Pella-Sietas-Werft umgebaut wird, will Gehrke wieder im Frühjahr mit dabei sein. Wenn sich die Flüchtlingskrise weiter zuspitze, bedeute das für die Retter auch: „Wir müssen weitermachen, die Situation wird dort noch dramatischer.“

Seite 13 Bericht zur „Sea Watch“