Kartoffelgerichte haben es immer schwerer bei den Deutschen. Nudeln liegen mit großem Abstand auf Platz 1. Wenn das der Alte Fritz wüsste!

Der Alte Fritz würde sich im Grabe herumdrehen, wenn er wüsste, was seine Untertanen heute alles verdrücken. Farfalle! Tagliatelle! Fusilli! Penne! Vieles aus bella Italia – und nicht vom heimischen Acker.

Der „Ernährungsreport 2016“ hat jetzt den kollektiven Magen gespiegelt und die Wahrheit auf den Tisch gelegt: Die Lieblingsgerichte der Preußen, ja der Deutschen überhaupt, sind Nudeln aller Art und Größe. Laut Forsa-Umfrage rangiert die italienische Hausmannskost bei 35 Prozent der Befragten auf Platz eins. Die gute, alte Kartoffel landete mit 18 Prozent nur auf dem zweiten Rang.

Die Zeiten, in denen die Unter­tanen nebst ihren Langen Kerls Friedrich dem Großen folgen, sind eben vorbei. Dabei hatte der Alte Fritz Mitte des 18. Jahrhunderts in 15 „Kartoffelbefehlen“ die „Anbauung der Tartoffeln“ als „dienliches Erd-Gewächs“ angeordnet, um Hungersnöten zu wehren. Seit Deutschland aber Einwanderungsland ist, bekommt die tolle Knolle immer mehr Konkurrenz. Mit den Russen eroberten Soljanka und Wodka die ost­elbischen Gebiete, während der Westen mit Muffins, Chicken Nuggets und Hamburgern satt gemacht wurde.

Wer mit der Zeit gehen will, braucht am besten einen Vokabeltrainer für Wan-Tan, Babi Pangang und Hühnerfleisch, extra curryscharf. Weil es schmeckt, dürften alsbald auch leckere Gerichte aus Nordafrika verstärkt auf die deutschen Teller kommen. Zum Beispiel Maqdous, die eingelegten Baby-Auberginen, Mhamra, die scharfe Paprika-Pizza, und Muhammara, eine arabische Paprika-Walnuss- Pas­te. Eingefleischte Liebhaber von Kartoffelsalaten, Kartoffelklößen und Kartoffelpuffern brauchen deshalb rasch Koch- und Integrationskurse, um auf den neuesten Stand am heimischen Herd zu kommen. Sie schaffen das! Und werden an der Grabstätte des Alten Fritz in ehrendem Gedenken ein paar Knollen niederlegen.