Dubai.

Es ist ein bizarres Bild, das sich den Zuschauern in Dubais Zen­trum zum Jahreswechsel bietet. Vor ihnen erleuchtet ein prächtiges Feuerwerk rund um das höchste Gebäude der Welt den Nachthimmel. Wenige Hundert Meter entfernt schlagen riesige Flammen aus der lichterloh brennenden Fassade eines anderen Wolkenkratzers. Partypläne ändern wegen eines Infernos, das 16 Menschen verletzte? Dazu sehen die Behörden keinen Grund.

Was am Silvesterabend in Dubai passierte, passt zu dem Image der schillernden Golfmetropole, dem Schein Vorzug vor dem Sein zu geben. Dem Vorurteil, kein echtes Leben zu bieten hinter glänzenden Fassaden. Eine von diesen, rußgeschwärzt und immer noch qualmend, erscheint am Neujahrsmorgen wie ein Schönheitsfleck in der perfekten Skyline.

Fassadenteile fielen auf den Boden, Asche regnete auf die Menschen

Es war noch Stunden vor Mitternacht, als sich die Blicke Zehntausender Feuerwerksschaulustiger aus der gesamten Welt plötzlich dem Luxushotel „The Address“ zuwandten. Was mit einem kleinen Feuerherd begann, breitete sich schnell über weite Teile der 63-stöckigen Westfassade des Wolkenkratzers aus.

Einzelne Fassadenteile fallen vom Gebäude auf den Boden, Asche regnet auf die Menschen in der Innenstadt. Eine Feuersbrunst wütet an dem Gebäude, einige Menschen brechen in Tränen aus. Andere dagegen holen ihr Smartphone aus der Tasche, um fotogen lächelnd Selfies vor dem Gebäude zu machen, in dem Menschen gerade um ihr Leben rennen. „Ich hörte einen lauten Knall und sah dann das Feuer“, berichtete ein Augenzeuge. „Ich hatte Angst, das gesamte Hotel würde uns auf den Kopf stürzen.“

Die meisten wurden verletzt, als sie aus dem Gebäude drängten

Für die allermeisten von ihnen geht die Silvesternacht glimpflich zu Ende. Den Behörden zufolge verletzten sich die meisten der Opfer im Gedränge bei der schnellen Evakuierung des Gebäudes. „Das Gesamtsicherheitskonzept hat funktioniert“, resümiert Jürgen Walter, Brandschutzexperte der Feuerwehr Frankfurt. Die Ursache aber blieb zunächst unklar. Der US-Nachrichtensender CNN berichtete nach anonymer Quelle, ein Vorhang im 20. Stock habe Feuer gefangen und so den Brand ausgelöst. Konnten die Flammen sich auf diese Weise an der Außenwand von Stockwerk zu Stockwerk ausbreiten? Zumindest nach deutschen Baustandards sei so etwas unwahrscheinlich, erklärt Bauexperte Walter. Moderne Hochhäuser seien mit Sprinkleranlagen ausgestattet, die auch die Außenseite des Gebäudes mit einem Wasserfilm überziehen, um das Übergreifen der Flammen zu verhindern. „Wenn aber keine Sprinkler installiert wären, wäre eine Kettenreaktion denkbar.“ Als um Mitternacht ungeachtet des Infernos das Feuerwerk über der Menge gezündet wird, brandet Jubel auf.