Hamburg. Die meisten Täter kommen vom Balkan oder aus Osteuropa. Polizeipräsident warnt: „Sie sind oft hoch gewalttätig“

Hamburgs Polizei schlägt Alarm: Die Zahl der Einbrüche wird in der Hansestadt in diesem Jahr auf fast 9000 Fälle ansteigen. Das bestätigte Polizeipräsident Ralf Martin Meyer gegenüber dem Abendblatt. 2014 hatte es in Hamburg 7490 Taten gegeben. Damit beträgt der Anstieg in diesem Jahr rund 17 Prozent. „Auch bundesweit gehen die Zahlen durch die Decke“, sagt Meyer.

Allein in den vergangenen Wochen wurden in Hamburg täglich bis zu 40 Einbrüche registriert. Die Täter, so eine Erkenntnis von Polizei und Staatsanwaltschaft, stammen zu einem großen Teil aus Balkanländern. „Ein Schwerpunkt der Verurteilungen liegt bei Personen von dort“, sagt der Leitende Oberstaatsanwalt Ewald Brandt. Auch aus Osteuropa oder Chile kommen auffallend viele Kriminelle nach Deutschland. Großstädte wie Hamburg sind für diese „reisenden Täter“ attraktiv: Sie begehen in der Regel ganze Serien von Wohnungseinbrüchen, um anschließend wieder in ihren Heimatländern Schutz vor Ermittlungen zu suchen.

Was der Polizei besonders Sorgen bereitet: „Die Täter sind oft hoch gewalttätig“, sagt Polizeipräsident Meyer. Viele leisten bei einer Festnahme Gegenwehr. Zudem wird die Aufklärungsquote von 2014 – 8,3 Prozent – in diesem Jahr, wenn überhaupt, nur leicht ansteigen. Die Behörden wollen jetzt die internationale Zusammenarbeit verstärken, um mehr Einbrecher längerfristig aus dem Verkehr zu ziehen. Sie fordern aus dem Ausland Unterlagen von hier festgenommenen Tätern an, um belegen zu können, dass sie bereits dort kriminell waren und in Deutschland nicht als Ersttäter mit milden Strafen abgeurteilt werden.

Zudem setzt die Polizei auf qualitativ hohe Ermittlungen. Eine Rolle soll dabei laut Oberstaatsanwalt Brandt ein DNA-Abgleich spielen. Aber selbst eine solche Probe darf derzeit nicht routinemäßig bei Einbrechern genommen werden. Brandt: „Dafür ist gesonderter Gerichtsbeschluss erforderlich, der nur bei einer Negativprognose ergeht – wenn erwartet wird, dass der Täter zukünftig erneut entsprechende Taten begehen wird.“

Polizeipräsident Meyer plädiert dafür, Einbruch nicht weiter als normale Straftat, sondern als schweres Verbrechen einzustufen. Dies sei nötig angesichts der hohen Fallzahlen, der traumatisierenden Effekte bei den Opfern und dem hohen Professionalisierungsgrad der Täter. „Man muss deutlich machen, dass dieses Delikt mehr und mehr Schäden anrichtet, die über den reinen Sachschaden hinausgehen.“ Zu den Informationsveranstaltungen, auf denen der Weiße Ring über die Ängste der Opfer berichtete, wurden auch Richter eingeladen.

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