Hamburg. Baby stirbt im UKE. Heute erste Krisensitzung der Jugendhilfeinspektion. Warum schützte Behörde den Jungen nicht?

Der kleine Tayler ist tot. Genau eine Woche, nachdem der erst 13 Monate alte Junge misshandelt ins Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) eingeliefert worden war, erlag er am Sonnabend um 19.45 Uhr im UKE seinen schweren Hirnverletzungen. Noch immer ist nicht erwiesen, ob seine Mutter oder deren Lebensgefährte dafür verantwortlich ist. Beide befinden sich nach wie vor auf freiem Fuß.

Die Jugendhilfeinspektion wird den Fall von heute an untersuchen. Die Sozialbehörde hat deren Leiterin am Wochenende aus dem Weihnachtsurlaub zurück in den Dienst beordert. Sie soll nun klären, welche Fehler das Jugendamt Altona und die Stiftung Rauhes Haus begangen haben. Eine Sozialpädagogin der Einrichtung hatte die Familie von Tayler betreut. In den Krisensitzungen der Jugendhilfe­in­spek­tion geht es vor allem darum, zwei Fragen zu beantworten: Warum hat das Altonaer Jugendamt entschieden, dass Tayler aus der Pflegefamilie, bei der er zu seinem Schutz untergebracht worden war, zu seiner Mutter zurückkehren musste? Und warum hat die Betreuerin des Rauhen Hauses die Hämatome im Gesicht des Jungen nicht dem Jugendamt gemeldet? Ob dieser Vorgang ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft auslösen wird, ist noch offen. Die Sozialpädagogin ist laut Rauhem Haus seit einer Woche krank und nicht im Dienst. Auch werde sie seelsorgerisch behandelt.

Mord? Totschlag? Körperverletzung mit Todesfolge? Der Straftatbestand für die Ermittlungen gegen Taylers Mutter und ihren Lebensgefährten ist noch unklar. „Bisher können wir nur sagen, dass wir wegen des Todes des kleinen Tayler ermitteln“, hieß es von der Staatsanwaltschaft.

Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) fordert die Jugendhilfeinspektion auf zu klären, „welche Maßnahmen der Allgemeine Soziale Dienst zum Kinderschutz ergriffen hat, und warum es trotz der Hilfen zum Tod des Jungen kam“. Sobald Ergebnisse vorlägen, würden Bürgerschaft und Öffentlichkeit informiert. Im komplexeren Fall der vor zwei Jahren getöteten Yagmur – hier waren gleich drei Bezirksämter beteiligt – hat die Innen­revision der Sozialbehörde etwa einen Monat für den Abschlussbericht gebraucht. Die Hamburger CDU fordert jetzt eine Sondersitzung des Familienausschusses. Philipp Heißner: „Erneut ist es den staatlichen Stellen in Hamburg nicht gelungen, den Tod eines Kleinkindes abzuwenden, obwohl die Familie vom Jugendamt betreut wurde. Die Parallelen zum Fall der kleinen Yagmur sind frappierend.“

Die SPD-Fraktion drängt ebenfalls auf eine rasche Klärung des Falls. Die Grünen-Landeschefin Anna Galina fordert: „Auch wenn es uns jetzt schwerfällt – wir müssen zuerst sachlich untersuchen, wie es hierzu kommen konnte.“ Erst dann könne über mögliche Änderungen im Jugendhilfesystem gesprochen werden.

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