Hamburg. Nach Abendblatt-Informationen ist der SPD-Politiker dazu offensichtlich entschlossen. Entscheidung kommende Woche

Nach dem überraschenden Nein der Hamburger zur Bewerbung der Stadt um die Olympischen Sommerspiele 2024 vor zwei Wochen war er besonders niedergeschlagen: Innen- und Sportsenator Michael Neumann (SPD), der sich für Olympia wie kaum ein Zweiter engagiert hatte, machte keinen Hehl daraus, wie sehr ihm das Ergebnis des Referendums auch persönlich zusetzt. Und Neumann bekannte, dass ihn das Aus für Olympia sehr „nachdenklich“ gemacht habe, was seine Zukunft als Senator angehe.

Jetzt spricht viel dafür, dass es in der kommenden Woche zu einer Entscheidung über Neumanns berufliche Zukunft kommen wird. Nach Informationen des Abendblatts ist der Innensenator offensichtlich entschlossen, Ende der Woche seinen Rücktritt zu erklären. Bis zur Neuwahl eines Nachfolgers oder einer Nachfolgerin auf der Bürgerschaftssitzung am 20. Januar würde der SPD-Politiker dann kommissarisch im Amt bleiben.

Neumann äußert sich zu seiner Zukunft nicht direkt. „Ich bin im Amt, und ich habe nicht um meine Entlassung gebeten“, sagte der Innensenator auf Anfrage des Abendblatts lediglich. Das schließt ein „noch nicht“ ein und lässt somit alles offen. Entscheidend dürfte letztlich das Gespräch mit Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) sein, für den der Rücktritt des Innensenators schon der zweite schwere Verlust nur zehn Monate nach der Bürgerschaftswahl und der Bildung der rot-grünen Koalition wäre. Im Oktober war Detlef Scheele (SPD), bis dahin Sozialsenator, an die Spitze der Bundesagentur für Arbeit nach Nürnberg gewechselt.

Der Amtsverzicht Neumanns käme nicht überraschend. Mehrfach hat der 45 Jahre alte, frühere Berufssoldat in den zurückliegenden zwei Jahren angedeutet, dass er sich ein Leben außerhalb der Politik vorstellen könne. Neumann ist als Lehrbeauftragter an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Jenfeld seit seinem Eintritt in den Senat 2011 beurlaubt. An die Hochschule würde der Sozialdemokrat nach einer Demission vermutlich zurückkehren.

Das Olympia-Aus trifft Neumann auch deswegen hart, weil der Einsatz für die Bewerbung in den zurückliegenden Monaten zunehmend ins Zentrum seiner politischen Arbeit gerückt war. Unbestritten ist, dass der Sportsenator einen entscheidenden Anteil daran hatte, dass sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) im März für Hamburg und gegen Berlin als Bewerberstadt für die Spiele 2024 entschied.

Neumanns Versuch, sich nach der Bürgerschaftswahl ganz auf den Sport zu konzentrieren, war am Widerstand von Olaf Scholz gescheitert. Der Bürgermeister lehnte Neumanns Vorschlag ab, das Innenressort abzugeben und nur noch als Sport- und Olympiasenator zu arbeiten. Ein Grund war, dass Scholz einen weiteren Senatsposten hätte schaffen müssen.

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