... dass Mädchen am liebsten Aschenputtel mögen, Franzosen auf „Grünkäppchen“ fliegen und ein US-Autor den bösen Wolf per Browning erledigte

Es war einmal, ist aber immer noch nicht vorbei. Märchen, hat jetzt eine Studie des Internationalen Zentral­instituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) ergeben, stehen immer noch hoch im Kurs. Da wir in der Ära der Genderforschung leben, haben Wissenschaftler Unterschiede in der Rezeption bei Mädchen und Jungen gefunden, sonst wäre diese Forschungsrichtung ja auch sinnlos.

„Mädchen bevorzugen Märchen, bei denen sich ihre Geschlechtsgenossinnen durchsetzen“, sagt IZI-Leiterin Maya Götz. Also „Aschenputtel“ und „Schneewittchen“. Jungs mögen lieber männliche Protagonisten und daher „Hänsel (und, gut, okay, Gretel)“ sowie den „Gestiefelten Kater“.

Wirklich überraschen kann das Ergebnis nicht, denn Märchen waren nie richtig weg. Auch Erwachsene erzählen sie ständig, besonders wenn die Wahrheit die für sie unbequemere Variante ist. Märchen haben aus den Kinderzimmern den Weg in den Alltag gefunden. Gleich drei Autotypen von Porsche, Volvo und Messerschmitt trugen den Spitznamen „Schneewittchensarg“. Und mit dem Motto der „Bremer Stadtmusikanten“ – „etwas Besseres als den Tod finden wir überall“ – können nicht nur musikalische Tiere etwas anfangen. Sogar therapeutische Wirkung können Märchen haben. Gute Erfahrungen hat man damit gemacht, demente Senioren Zitate vervollständigen zu lassen nach dem Muster: „Ach, wie gut, dass niemand weiß ...“

Die Grimms haben tolle Proto­typen an Bord: Hexen, Feen, Prinzen und böse Stiefmütter – gab es die vor ihnen überhaupt schon? Und erst die Variationen! In Frankreich gibt es „Grünkäppchen“, und US-Autor James Thurber ließ das Mädchen den Wolf mit einer Browning-Pistole erschießen. Karen Duve hat in „Grrrimm“ schön fiese Splatterversionen des Originals geschrieben. „Märchengeschichten geben Kindern Trost und machen ihnen Mut, Probleme in ihrem Alltag vielleicht auch mal anders zu lösen“, sagt Märchenexperte Jürgen Barthelmes. Wobei die Sache mit der Browning aber auch nach hinten losgehen kann.