Für den Zahnersatz muss nichts abgeschliffen werden. Bei der Materialwahl bietet sich als Alternative zum Titan Zirkondioxid an.

Eine Zahnlücke zu haben, ist für die meisten Menschen unvorstellbar. Doch auch bei guter Pflege kann es passieren, dass ein Zahn verloren geht. Sei es durch einen Unfall, plötzlichen Sturz mit ausgeschlagenem Zahn, nach starker Parodontitis mit Verlust des Zahnhalteapparats oder nach einer Wurzelentzündung mit abgestorbenem Zahn. Auch akute Zahnschmerzen wegen einer Entzündung des Zahnnervs (Pulpitis) lassen als letzten Ausweg oft nur den Griff zur Zange zu.

Ist der schlimme Fall eingetreten, und eine große Zahnlücke klafft im Mund, sollte man sofort beim Zahnarzt vorstellig werden und die Behandlungsmöglichkeiten besprechen. Denn geht ein Zahn verloren, vermindert sich an dieser Stelle die Stimulation der Kaukräfte und dadurch fehlt dem Knochengewebe seine natürliche Belastung, was zum raschen Abbau des Kieferknochens (Atrophie) führt. Bei schlecht sitzenden Prothesen wird dieser Abbau übrigens zusätzlich beschleunigt.

Zahnimplantate sind die beste Lösung, um Lücken schnell, dauerhaft und optisch befriedigend zu füllen. Wird eine Lücke mit einer Brücke geschlossen, so müssen die beiden Halt gebenden Nachbarzähne stark beschliffen werden, um als „Brückenpfeiler“ zu funktionieren. „Brücken sind zahnzerstörend, Implantate zahnerhaltend“, sagt Dr. Bijan Zahedi, Betreiber der unabhängigen Informationsplattform implantate.com.

„Bei Patienten mit einer Zahnlücke zwischen zwei gesunden Nachbarzähnen ist ein Implantat die beste Lösung. eine win-win-Situation. Sind die Nachbarzähne aber stark angegriffen und beispielsweise überkront, kann man diese auch noch etwas weiter abschleifen und die Lücke mit einer Brücke schließen. Beide Möglichkeiten halten bei guter Mundhygiene sehr lange“, sagt Zehedi. Im Seitenzahnbereich kann bei stark mit Füllungen versehenen Nachbarzähnen deshalb eine Brücke eine Option sein, im Frontzahnbereich kaum.

Um ein Implantat einsetzen zu können, ist genügend gesunde Knochenmasse nötig, in die die künstliche Zahnwurzel gesetzt wird. „Viele Patienten haben jedoch bereits große Knochendefizite im Kieferkamm“, sagt Dr. Dr. Heinz Kniha, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg und Implantatexperteder seit vielen Jahren zu dem Thema forscht. „Auch wenn uns von Vertretern oft Knochenersatzmaterialien angeboten werden – wir sind strenge Verfechter des eigenen Knochens, weil wir auf jeden Fall ein biologisch einwandfreies Knochenlager erzielen wollen.“ In der Mundhöhle kann an mehreren Stellen Knochen entnommen werden – fehlt allerdings sehr viel, wird das wertvolle Material aus der vorderen Hüftschaufel entnommen und verpflanzt. Ein Implantat bedeutet für den behandelnden Arzt jedes Mal einen großen Aufwand, einfache Fälle sind selten. Deshalb ist ausreichend Erfahrung in der Implantologie unbedingte Voraussetzung, die der Patient im Vorfeld erfragen sollte.

Implantate können eingesetzt werden, wenn das Wachstum des Patienten abgeschlossen ist, also meistens ab 17 Jahren. „Unser ältester Patient wurde mit 92 Jahren versorgt, denn . Er wurde 105 Jahre alt und konnte alles essen, was er wollte. die Kaufähigkeit ist gerade im Alter ein wesentlicher Lebensfaktor“, so Kniha.„Gibt man sie auf, gibt man einen Teil von sich selbst auf“

Ist der Kieferknochen entzündet, muss dieser erst vollständig saniert werden, was 90 bis 100 Tage dauern kann. Erst dann kann der meist schraubenförmige Implantatkörper eingesetzt werden. In der genauso lange dauernden anschließenden Integrationsphase wird das Implantat biologisch in den Mund integriert und vom Organismus angenommen. Während dieser Zeit soll es nicht belastet werden, erst im Anschluss wird der Zahn darauf angebracht. Das ganze Procedere dauert also gut ein halbes Jahr, bis die Zahnreihe wieder perfekt aussieht. Bezeichnet wird dieser Vorgang als Spätimplantation – das klassische Verfahren zum Einsatz lange haltender Implantate. „Schnell schnell funktioniert nicht!“ warnt Dr. Kniha. Oft aber werben Praxen mit Sofortimplantationen. Diese bergen jedoch ein hohes Entzündungsrisiko durch ungenauen Einsatz. bei gleichzeitig nicht exakter Planbarkeit vorweisen. Besser ist die Frühimplantation, bei der

Knochenaufbau sicher durchgeführt wird und der Eingriff nach vier bis acht Wochen vorgenommen wird. Die oben beschriebene Spätimplantation ist die sicherste und exakteste Möglichkeit zum Erreichen einer dauerhaft geschlossenen Zahnreihe.

In Deutschland werden jährlich eine Million Implantate verarbeitet, der Großteil davon besteht bisher aus einem Titankörper, der eine biologisch attraktive Oberfläche hat. Titan ist ex-trem haltbar und allgemein gut verträglich, doch etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung zeigen eine erhöhte Reaktionsbereitschaft im Sinne einer Hypersensitivität auf das Material. Auch kommt es öfter zu unschönen Gewebereduktionen von „schwarzen Dreiecken“ zwischen den Zähnen.

Alternativ ist die Hochleistungskeramik Zirkondioxid eine hervorragende Wahl. „Wir haben seit fast vier Jahren diesen Keramiktyp im Gebrauch, der wirklich gute Ergebnisse bringt“, schwärmt Kniha, der Titan und Zirkondioxid mit Blechtasse und Meißner Porzellan vergleicht. „Nur ein Hersteller schafft es allerdings bisher, Zirkondioxidimplantate qualitativ und haltbar zu produzieren wie Titan. Diese vollkeramischen Implantate haben keine metallischen Eigenschaften mehr und liefern eine vorhersehbare, sichere Perfektion – gerade im Frontzahnbereich.“ Die Kosten für diese Keramikimplantate sind übrigens nicht höher als die für Titan.

Das Zahnfleisch reagiert hervorragend auf Zirkondioxid, Entzündungsbereitschaft und Plaquebelastung sind nur etwa ein Zehntel so hoch wie bei Titanimplantaten. Denn bei etwa jedem zehnten Titanimplantat treten Entzündungen auf. Diese Periimplantitis stellt die schwerste Erkrankung bei Implantaten dar. Entwickelt sie sich direkt nach der Implantation kann die Heilung oft nicht statt finden – das Implantat muss entfernt werden.

Raucher haben ein doppelt bis viermal so hohes Risiko auf Entzündungen und Verlust des Implantats. Denn die Anzeichen einer Periimplantitis sind schwächer ausgeprägt als bei Nichtrauchern. „Stimmt jedoch die ganze Kette, kann ein Dentalimplantat 40 Jahre lang halten“, so Kniha. Wer über genügend Mittel und gesunde Kieferknochen verfügt, kann sich sogar bis zu 20 Implantate einsetzen lassen. Und niemand wird den Unterschied zu echten Zähnen erahnen.