Hamburg. Der Bürgermeister ist überzeugt davon, dass die Bürger die Spiele wollen, und hofft auf ein klares Ja beim Referendum

Für die Abstimmung über die Bewerbung Hamburgs um die Olympischen Sommerspiele 2024 am kommenden Sonntag erhofft Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) sich ein klares Ja der Bürgerinnen und Bürger. In welcher Höhe sich der Bund an Olympia finanziell beteiligen würde, ist dann allerdings noch nicht geklärt. „Ich weiß, dass der Gesprächsprozess mit der Bundesregierung noch bis Anfang kommenden Jahres dauern wird und muss“, sagt Scholz im Interview mit dem Abendblatt. „Es ist vernünftig, dass sich der Bund Zeit dafür nimmt.“

Zugleich zeigte sich Scholz sicher, dass es zu einer Einigung mit Berlin kommen wird. „Wir sind in einer sehr guten Ausgangslage. Neun Jahre vor Olympia sind die Kosten so gut und präzise durchgerechnet wie nie zuvor“, so der Bürgermeister. „Die Tatsache, dass wir mit größtem Realismus agiert haben, wird dazu beitragen, dass wir zu einer Verständigung kommen.“

Laut dem Olympiafinanzreport des Senats werden auf die öffentliche Hand Kosten in Höhe von 7,4 Milliarden Euro zukommen. Scholz bekräftigte erneut, dass Hamburg nicht mehr als 1,2 Milliarden Euro – verteilt über die Jahre 2018 bis 2023 – zur Finanzierung der Spiele beitragen könne. „Wir dürfen von 2020 an keine neuen öffentlichen Schulden mehr machen. Ich werde nicht den Haushalt der Stadt ruinieren“, sagt der Bürgermeister.

Für den Bund bedeutet das, dass er den Hauptanteil in Höhe von 6,2 Milliarden Euro tragen soll. Bislang fielen die Reaktionen aus dem Umfeld der Bundesregierung und den beteiligten Ministerien eher skeptisch aus. Unter anderem gibt es die Befürchtung, Hamburg wolle über Olympia Stadtentwicklungsprojekte finanzieren, die ohnehin geplant seien. „Ich gehe jede Wette ein, dass es kein einziges Projekt gibt, an dem der Bund beteiligt werden soll, das wir machen würden, wenn es Olympischen Spiele nicht gäbe“, sagt Scholz im Abendblatt-Interview.

An einen Verzicht auf die Hamburger Bewerbung aus Solidarität mit dem Mitbewerber Paris nach den Terror-Attentaten hat der SPD-Politiker nicht gedacht. „Die Antwort auf diese Situation ist, dass wir unsere Pläne und Vorhaben nicht ändern, sonst würden wir das Spiel der Terroristen spielen.“ Scholz sieht derzeit keinen Anlass, aufgrund der Anschlags- und Terrorgefahr die Kalkulation für die Sicherheit der Spiele zu erhöhen. „Niemand kann jetzt sagen, was 2024 erforderlich ist.“

Unterstützung erhält die Hamburger Kampagne von Ex-Bundesinnen­minister Otto Schily (SPD), der hofft, dass die Stimmung nicht wegen Sicherheitsbedenken kippt. „Ich hoffe nicht, dass Menschen sich dadurch beeindrucken lassen, weil es Verbrecher in der Welt gibt, die solche schrecklichen und blutigen Anschläge planen.“ Scholz hofft auf eine breite Zustimmung beim Referendum. „Die Botschaft muss doch lauten: Hey, Welt, schaut: Wir stehen dahinter!“

Seite 10 Interview