London .

Die Schotten sind sauer. Stinksauer. Da brennen sie seit mehr als 500 Jahren ein Getränk, das sie „Wasser des Lebens“ nennen und für das sie weltweit berühmt sind: Whisky. Und jetzt sollen Ausländer im Whiskymachen besser sein? In der an diesem Montag veröffentlichten „Jim Murray’s Whisky-Bible“ hat ein kanadischer Schnaps den ersten Preis gewonnen. „Crown Royal Northern Harvest Rye“ aus Manitoba, Kanada, erhielt 97,5 Punkte von 100 möglichen. Und nicht genug der Schmach, dass der Spitzenplatz an einen ausländischen Whisky ging: Unter den ersten fünf besten Spirituosen fanden sich nordamerikanische, irische und japanische Whiskys, aber kein einziger aus Schottland.

Die Whisky-Bibel von Jim Murray gibt es seit 2003, und sie gilt als ein kompakter und maßgeblicher Führer durch die Whisky-Welt. Murray hat für seine 2016er-Bibel mehr als tausend Whiskys aus der ganzen Welt verkostet. Er bezeichnete den aus einer 90-prozentigen Roggenmaische hergestellten „Crown Royal“ als „ein Meisterstück“, dessen „kompromisslose Schönheit“ den Roggencharakter kanadischer Whiskys zelebriere.

Charles MacLean, Autor von zehn Büchern über Whisky, war besonders indigniert. „Man sollte Gleiches mit Gleichem messen“, sagt er. „Kanadischer Whisky erlaubt alle möglichen Zutaten wie etwa Pflaumensaft zum Süßen – beim Scotch ist das verboten, da dürfen nur die Rohmaterialien Gerste, Wasser und Hefe verwendet werden.“ Richard Paterson, Master blender für die Brennerei Whyte & Mackay, sieht keine Konkurrenz für den Scotch: „Wir produzieren Whisky seit 1494 und wir werden sicherlich noch lange hier sein.“

Doch es ist jetzt schon das zweite Jahr, in dem ein Scotch verlor. Zum besten Whisky des Jahres 2015 kürte Murrays Bibel den japanischen Single Malt „Yamazaki Mizunara“. Der letzte schottische Malz-Whisky, der weltbester wurde, war ein „Glenmorangie Ealanta“. Er gewann 2014. Die Zahlen stimmen noch: Immer noch mache der schottische Anteil am weltweiten Whisky-Markt gut 25 Prozent aus.