Milben lösen mit ihrem Kot Allergien aus. Wo sie seltener anzutreffen sind und welche Gegenmittel es gibt

Sie sind deutlich kleiner als einen Millimeter – und sie sind viele. In einem Gramm Staub können Tausende der Spinnentierchen steckendie Allergikern das Leben schwer machen: Hausstaubmilben. Schätzungsweise jeder Zehnte in Deutschland hat Beschwerden durch Antigene, die unter anderem im Kot der Milben stecken. „Die Milben sind in jeder Wohnung, das hat nichts mit Schmutz zu tun – man kann lediglich die Menge reduzieren“, sagt die Hautärztin und Allergologin Esther Coors aus Hamburg.

Die Milben ernähren sich unter anderem von Hautschuppen und Haaren, mögen es warm und feucht – daher stecken sie gerne in Matratzen und Betten. „Die typischen Symptome treten vor allem morgens auf, zum Beispiel Niesen, Augenbrennen, eine verstopfte Nase und Hustenreiz“, sagt Coors vom Ärzteverband Deutscher Allergologen. Bei etwa 40 Prozent der Patienten rechnen die Mediziner damit, dass auch asthmatische Beschwerden auftreten können, sagt der Lungenspezialist Rüdiger Bock aus Hamburg. „Es kommt auch durchaus vor, dass Patienten nur Beschwerden mit der Lunge wie Asthma haben und keine weiteren Symptome.“ Eine alleinige Allergie gegen Hausstaubmilben könne genauso vorliegen wie eine Kombination, zum Beispiel mit einer Katzenhaar- oder Schimmelpilzallergie.

Die Beschwerden können ganzjährig auftreten, aber ein Höhepunkt liegt im Herbst, wenn sich die Tierchen in der Wärme des Sommers vermehrt haben. „Bei uns in den HNO-Praxen klagen die Patienten über verstopfte Nasen in Folge einer Hausstaubmilbenallergie, wenn im Oktober die Heizungen angeworfen werden und die Luft dadurch in den Wohnungen stärker zirkuliert,“ sagt Bernward Heidland, vom Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte in Hamburg.

Mit Tests können Ärzte überprüfen, ob die Beschwerden auf eine Überreaktion des Immunsystems gegen die Milbenantigene zurückgehen. An erster Stelle steht ein sogenannter Prick-Test, bei dem verschiedene Lösungen auf die Haut getropft werden. Auch Bluttests stehen zur Verfügung, bei denen die Ärzte nach bestimmten Antikörpern suchen.

„Wenn die Blutwerte und die Ergebnisse des Prick-Tests nicht mit der Krankengeschichte zusammenpassen, kann man auch einen sogenannten nasalen Provokationstest machen“, sagt Coors. „Dafür gibt es eine spezielle Apparatur. Die Patienten bekommen zunächst eine Lösung ohne Allergen in die Nase und man schaut, wie die Schleimhäute reagieren, ob sie dann schon anschwellen“, beschreibt die Ärztin das Vorgehen. „Danach erst gibt man die Milben-Allergene als Spray und misst den Widerstand bei der Nasenatmung. Wird dieser größer und treten typische Symptome auf, dann ist das eine Bestätigung für die Allergie .“

Als erster Therapieschritt steht auf dem Plan, den Milben das Leben so schwer wie möglich zu machen. „Sie fühlen sich bei hoher Luftfeuchtigkeit besonders wohl“, sagt Anja Schwalfenberg, Patientenberaterin beim Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB). Angestrebt werden sollte deshalb eine Raumluftfeuchtigkeit von maximal 40 bis 60 Prozent. Der DAAB empfiehlt, möglichst allergendichte Matratzenüberzüge zu verwenden. Die Oberbetten sollten ebenfalls mit Encasings bezogen oder regelmäßig bei mindestens 60 Grad Celsius gewaschen werden. Patienten können bei ihren Krankenkassen erfragen, ob sie sich an den Hilfsmitteln beteiligen. Ebenso sind glatte Böden, die gewischt werden können, besser als Teppiche. Lieber glatte Böden, die oft gewischt werden, als üppige Teppiche und gegebenenfalls Staubsauger mit speziellem Filter – auch diese Möglichkeiten gibt es in der Hoffnung, die Milben zu bekämpfen.

Die akuten Symptome behandeln die Mediziner mit antiallergischen Mitteln oder entzündungshemmenden Medikamenten wie Kortison, die auch in Form von Nasensprays erhältlich sind. Anti-Schnupfensprays mit abschwellenden Wirkstoffen sollten höchstens fünf bis sieben Tage am Stück verwendet werden. „Hat ein Patient allergisches Asthma, so behandeln wir ihn mit kortisonhaltigen Inhalationssprays, die antientzündlich wirken, und mit Mitteln, die die Bronchien erweitern“, ergänzt Bock vom Berufsverband der Pneumologen Hamburg/Schleswig-Holstein.

Generell denken die Ärzte bei einer Hausstaubmilbenallergie daran, ihren Patienten eine spezifische Immuntherapie anzubieten (auch Hypo- oder Desensibilisierung genannt), die . Überwiegend erhalten die Patienten dabei Spritzen unter die Haut, die eine steigende Menge der Allergene enthalten. Sie dauert drei bis fünf Jahre dauert. Für diese Therapie gibt es unterschiedliche Präparate, die unter anderem für die Milbenallergene vom Paul-Ehrlich-Institut zugelassen worden sein müssen, erläutert Hautärztin Coors. „Ärzte können in einer Tabelle nachschauen, welche Präparate diese Anforderungen bereits erfüllen.“

Vor einigen Wochen wurden Tabletten für die Hausstaubmilbentherapie zugelassen, die unter die Zunge gelegt werden können. Sie sollen laut Hersteller wohl von 2016 an in Deutschland erhältlich sein. „Welche Behandlung für Patienten in Frage kommt, muss man individuell besprechen. : Kann ein Patient regelmäßig in die Praxis kommen für die Spritzen oder ist das zu viel Zeitaufwand? Kann er garantieren, die Tabletten regelmäßig anzuwenden?“ erklärt Coors. Ob eine spezifische Immuntherapie generell begonnen werden kann, müssen die Ärzte sorgfältig überprüfen. Unter anderem kommt es darauf an, ob ein Patient bereits Asthma hat und wie schwer dieses ausgeprägt ist.

Als Urlaubsziel für Hausstaubmilbenallergiker empfehlen Experten die Berge. Oberhalb von 1500 Metern kommen die Tierchen nicht mehr vor.

Mehr Informationen: Deutscher Allergie- und Asthmabund: www.daab.de; www.gesundheitsinformation.de