Hamburg. Mehr Ordner und Leibesvisitationen beim Spiel gegen Dortmund. Minister de Maizière: „Bedrohungslage wirklich ernst“

Nach der überraschenden Absage des Fußball-Länderspiels in Hannover wegen einer akuten Terrorwarnung hat auch der HSV reagiert: Vor dem ausverkauften Bundesligaspiel morgen gegen Borussia Dortmund soll es am Volksparkstadion verschärfte Einlasskontrollen geben. Der Verein will die Zahl der Ordner, die normalerweise zwischen 400 und 600 liegt, „deutlich erhöhen“ und verstärkt Leibesvisitationen durchführen.

HSV-Trainer Bruno Labbadia sagte, er finde es „absolut richtig, dass wir spielen“. Die Polizei ist am Stadion mit einem „mittleren Kräfteansatz“ vertreten, was allerdings den rivalisierenden „Problemfans“ beider Vereine geschuldet sei, sagte Polizeisprecher Timo Zill.

Wie geplant stattfinden soll auch der Staatsakt für den verstorbenen Altkanzler Helmut Schmidt am Montag. Das versicherte das Bundesinnen­ministerium. Es herrscht Alarmstufe I. Scharfschützen sichern das Areal rund um den Michel, wo die Trauerfeier mit Tausenden geladenen Gästen – darunter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Joachim Gauck – stattfinden wird. Nach dem Staatsakt soll der Wagen mit dem Sarg in langsamem Tempo durch die City fahren.

Die Sicherheitsbehörden gehen weiter von einer hohen Gefährdungslage für Deutschland und damit auch für Hamburg aus. Merkel sagte gestern, die Absage des Länderspiels sei richtig gewesen. Man habe „im Zweifel für die Sicherheit“ entschieden. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) betonte, die Bedrohungslage sei „wirklich ernst“. Beim Länderspiel sollten angeblich mehrere Bomben explodieren: In einem Geheimpapier des Verfassungsschutzes heißt es laut „Bild.de“: „Der Angriff wird mit mehreren Sprengsätzen innerhalb des Stadions erfolgen. Zudem soll eine Bombe in der Stadt Hannover detonieren.“

Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen warnte: „Wenn der IS Terroranschläge in Deutschland durchführen kann, wird er es tun.“ Laut NRW-Innen­minister Ralf Jäger (SPD) beobachtet die Polizei seit einigen Wochen, dass deutschsprachige Dschihadisten aus Syrien oder dem Irak in Videobotschaften „Brüder in Deutschland zu Anschlägen aufrufen“.

In Hamburg sind solche Schutzmaßnahmen bisher nicht geplant. Konkrete Hinweise auf eine höhere Gefährdung für Hamburg lägen nicht vor, sagte Polizeisprecher Zill, es gebe auch „keine Bezüge nach Paris oder Hannover“. Die angespannte Sicherheitslage schlägt sich im Stadtbild bisher nur am Hauptbahnhof und am Flughafen nieder. Seit dem Wochenende sind Bundespolizisten dort mit Maschinenpistolen im Einsatz, um im schlimmsten Fall „die Täter wie bei einem Amoklauf schnellstmöglich zu stoppen“, sagte ein Beamter dem Abendblatt.

Im Zusammenhang mit diesem „Amokkonzept“ wurden Einsatzfahrzeuge bereits mit speziellen Schutzschilden ausgerüstet, die auch schwerem Handfeuerwaffenbeschuss standhalten. (dah/zv/HA)

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