„Space Truckin’“ durch fünf Jahrzehnte mit Deep Purple in der Barclaycard Arena

Das Wichtigste gleich vorweg: Beim Konzert von Deep Purple am 23. November in der Hamburger Barclaycard Arena werden Ian Gillan (Gesang), Steve Morse an der Gitarre, Roger Glover am Bass, Don Airey am Keyboard und Ian Paice am Schlagzeug durch fast 50 Jahre Rockgeschichte brettern, von „Highway Star“ bis „Black Night“.

Ja, die Besetzung ist nicht unwichtig für Fans der britischen Hardrock-Pioniere, und das aus mehreren Gründen. Im Laufe der Zeit legten ungezählte Musiker für kurze oder längere Zeit bei „Space Truckin’“ oder „Strange Kind Of Woman“ Hand an die Instrumente.

Pop-Historiker ordnen das Durcheinander seit 1968 grob in bislang acht verschiedene Besetzungen, wobei sich die derzeitige mit 13 Jahren als eindeutig stabilste erweist und dank Gillan, Glover und Paice drei Musiker der wichtigsten und prägendsten Phase der Jahre 1969 bis 1973 vereint. Die Ära, in der „Smoke On The Water“ als unsterblicher Klassiker entstand, der Song mit dem simplen aber ikonischen Gitarrenriff von Ritchie Blackmore.

Saitenhexer Blackmore wird zwar nicht von der Band, aber von vielen Fans seit 1993 schmerzlich vermisst. Doch er hat schon immer seinen eigenen Kopf gehabt. Derzeit trommelt Blackmore seine Band Rainbow wieder zusammen, jenes Projekt, für das er schon Mitte der Siebziger das erste Mal die Brocken bei Deep Purple hinwarf und so im Prinzip eine achtjährige Auflösung von Purple verursachte. Und auch eine fantastische, heute fast vergessene Randnotiz der Hardrock-Historie.

Es war im Jahr 1980. Gillan, Blackmore, Glover, Paice und Orgelgott Jon Lord (2012 gestorben) widmeten sich ihren Nebenbeschäftigungen von Rainbow bis Whitesnake, als sie mit Erschrecken feststellen mussten, dass eine Tournee von Deep Purple angekündigt war. Findige oder besser gesagt kackfreche Anwälte hatten sich einfach den Bandnamen gegriffen und eine Truppe namenloser zweitklassiger Mucker um Sänger Rod Evans platziert. Evans war immerhin 1968 und 1969 bei den ersten drei Alben von Deep Purple am Mikro, hatte aber 1980 das Singen längst aufgegeben und arbeitete als Notarzt. Er hätte es dabei belassen sollen.

Das Dutzend Shows von „Bogus Deep Purple“, wie die Schwindeltruppe heute genannt wird, war ein Desaster. Trotz warnender Zeitungsannoncen der Purple-Originalmitglieder pilgerten Tausende Fans in Mexico City, Detroit, Quebec oder Long Beach zu den Konzerten und sahen statt der erhofften Stars völlig unbekannte Stümper. Aus der anfänglichen Verblüffung der Besucher wurde großer Zorn, und alles, was nicht niet- und nagelfest war, landete auf der Bühne.

Das wird in Hamburg nicht passieren. Wir wissen ja jetzt: Das ist Deep Purple, das sind Könner. Echte Könner.

Deep Purple, Rival Sons Mo 23.11., 20.00, Barclaycard Arena (S Stellingen + Bus 380),
Sylvesterallee 10, Karten ab 62,95 bis 85,95 im Vorverkauf; www.deeppurple.com