Warum spitzt ihr nicht mehr die Lippen? Eine Umfrage zeigt: Nicht einmal jeder zweite Deutsche bringt noch einen Ton heraus

Man dachte schon, es liege an der eigenen schwindenden Attraktivität, dass einem beim Passieren von Baustellen nicht mehr hinterhergepfiffen wird. Aber Gott sei Dank hat eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov nun den wahren Grund für die peinliche Stille entdeckt: Das Pfeifen ist aus der Mode geraten!

59 Prozent der Deutschen glauben, hierzulande werde immer weniger gepfiffen, und 45 Prozent der Befragten geben sogar unumwunden zu, es kaum zu beherrschen. Ein Fünftel spitzt deshalb nie die Lippen. Nicht einmal heimlich unter der Dusche.

Drauf gepfiffen, könnte man nun sagen, würde das Pfeifen nicht eine so große Rolle spielen – auch abseits des Straßenbaus. Indianerfilme beispielsweise wären ohne die geheimen Signale todlangweilig, und man denke erst an die Ohrwurm-Underberg-Werbung! Legendär auch das Pfeifsolo im Song „Schrei nach Liebe“ von den Ärzten, manifestiert es unbeabsichtigt doch den Unterschied zwischen Mensch und Tier. Vögel trällern, unsere Art jedoch ist in der Lage, unterschiedliche Lieder zu pfeifen. Melodien und Harmonien existieren in der Natur nicht. Sie sind Schöpfungen des Menschen, von denen fast die Hälfte angibt, gerne jemanden pfeifen zu hören. Besonders den Frauen gefällt es, was wiederum mit den eingangs erwähnten selbstbewusstseinsfördernden Baustellenszenen zu tun haben könnte.

Gar nicht schön klingt es jedoch, wenn das Pfeifen zum Verpfeifen verkommt oder ins Weitertratschen mutiert wie im Sprichwort: Die Spatzen pfeifen es von den Dächern. Das Bild von den Vögeln, die Geheimnisse verbreiten, geht schon auf die Bibel zurück: „Fluche dem König nicht in deinem Herzen und fluche dem Reichen nicht in deiner Schlafkammer; denn die Vögel des Himmels führen die Stimme fort.“ (Prediger, 10, 20). Diese Petzen. Unerhört. Aber gut – Hauptsache, man pfeift nicht aus dem letzten Loch.