In einer Ausstellung zeigt der Norderstedter Heimatbund historische Fotografien in der Flurgalerie der Regionalausgabe des Hamburger Abendblatts

Mit Tuba, Pauken und Trompeten, Löschwagen, Wasserspritze, Nebelhorn und Pickelhaube – die Freiwillige Feuerwehr Friedrichsgabe war schon Ende des 19. Jahrhunderts gut ausgerüstet. Vor allem aber waren die Feuerwehrkameraden ein eng zusammenstehender Männerbund, besonders, wenn es darum ging, Schaden durch Brand und andere Katastrophen von der Gemeinde Friedrichsgabe vor Hamburg abzuwenden. Seit 1970 gehört Friedrichsgabe zu Norderstedt.

Das Foto mit den Friedrichsgaber Feuerwehrkameraden an der Spritze ist jetzt in der Flurgalerie der Abendblatt-Regionalausgabe Norderstedt in der Ausstellung mit historischen Aufnahmen des Heimatbunds Norderstedt zu sehen.

30 Mann gründeten die Freiwillige Feuerwehr Friedrichsgabe am 10. März 1898. Erster Feuerwehrführer war Hinrich Kummerfeldt. Der Anfang war schwer, denn Fried­richsgabe war ein armes Dorf. Für Löschgeräte, Helme und Joppen, Steigertaue und Beile, Dachleitern und Schlauchhalter gaben die Männer exakt 1460,50 Mark aus. 475 Mark zahlte die Landesbrandkasse. Für 400 Mark bauten die Männer ein Spritzenhaus.

Ihre Feuertaufe erhielt die Wehr im Frühjahr 1899, als das Wohnhaus von Joachim Brandt in Flammen stand. Doch das Gebäude konnte nicht gelöscht werden. Wassermangel. Was nützt eine gut ausgestattete Feuerwehr, wenn die Löschbrunnen fehlen? Im Frühjahr 1900 baute Friedrichsgabe den ersten Brunnen. Wer löscht, will auch feiern. Im Winter 1899 gründeten die Männer eine Feuerwehrkapelle, die bis in die 1940er-Jahre für einen guten Ton sorgte.

Dank des Zusammenhalts kam die Feuerwehr gut durch die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts und überlebte auch die verheerende Inflation, die Deutschland infolge der Weltwirtschaftskrise erschütterte.

Als Mitgliedsbeitrag musste jeder Feuerwehrmann, wie am 4. November 1923 im Protokoll vermerkt, aufgrund dieser Inflation eine Million Mark zahlen. Trotzdem konnte die Wehr die Gerätschaft immer wieder modernisieren, beispielsweise mit einer Motorspritze, wie sie heute im Feuerwehrmuseum am Friedrichsgaber Weg 290 zu sehen ist. Eine Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Harksheide brachte weitere Erleichterungen.

Am 16. November 1930 weihte die Wehr ein neues Spritzenhaus an der heutigen Quickborner Straße ein. Ein Schild an der Straße weist darauf hin.

Wegen Unstimmigkeiten zwischen Gemeinde und Wehr löste sich die Wehr am 2. Juli 1931 auf. Brandschutz und auch Tanzvergnügen wurden aber weiterhin gepflegt. Am 4. Mai 1933 gründete sich die Wehr erneut. Bereits ein Jahr zuvor hatten die Männer das erste Feuerwehrlöschauto gekauft.

Während des NS-Regimes und des Zweiten Weltkriegs war auch die Frie­d­richsgaber Wehr harten Prüfungen ausgesetzt, doch am 12. April 1946 fand die erste Generalversammlung nach dem NS-Terror statt, auf dem die Kameraden auch einen Festausschuss bildeten. In Wenzels Gasthof an der Quickborner Straße wurde wieder gefeiert, beispielsweise Preismaskeraden und das Herbstvergnügen. In den folgenden Jahrzehnten erhielt die Wehr immer wieder neues Gerät und wuchs, denn Friedrichsgabe wurde immer größer, vor allem durch den Zuzug der Flüchtlinge aus dem Osten.

Die Ausstellung des Heimatsbundszeigt viele historische Gebäude

Auch für die Freiwilligen Feuerwehren war der Zusammenschluss der vier Dörfer Friedrichsgabe, Harksheide, Glashütte und Garstedt eine Her­ausforderung. Alle vier Wehren fanden sich in der Gemeindewehr zusammen. Neue Technik erleichterte die Arbeit, neue Aufgaben erforderten Aus- und Weiterbildung. Doch es gab auch Lob. Die Friedrichsgaber Wehr wurde am 1. Juni 1997 als erste Wehr im Kreis Segeberg mit dem „Feuerwehrbeil in Gold“ ausgezeichnet. (Quelle: Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Friedrichsgabe zum 100. Geburtstag 1998).

Die Ausstellung des Heimatsbunds in Norderstedt zeigt viele historische Gebäude. Einige wie die alte Garstedter Kirche wurden leider Opfer des Abriss- und Modernisierungswahns der 1960er-Jahre. Zu sehen sind beispielsweise alte Aufnahmen vom Kaufhaus Seifert an der Garstedter Feldstraße, gleich daneben von Schüler der damaligen Volksschule an der Garstedter Feldstraße im Jahr 1927 oder ein Umzug des Einzelhandels und Handwerks durch Garstedt von 1936, über dem die Hakenkreuzfahnen des NS-Regimes wehen. Um 1900 entstand die Aufnahme vom Ball- und Clubsaal der Gaststätte Parkhof am Ochsenzoll an der Ecke Segeberger Chaussee/Ohechaussee mit dem Harmonia-Symbol im Giebel. Alle, die Rhythmus in den Beinen hatten, hotteten im Parkhof ab. Liebespaare fanden und trennten sich, Verlobungen und Hochzeiten wurden gefeiert, und der Schankraum von Inhaber Bernhard Sommer und seiner Frau Sophie war auch die Garstedter Nachrichtenbörse.

Die alten Gasthöfe in Norderstedts Ursprungsgemeinden übernahmen auch öffentliche Aufgaben. Der Ochsenkrug, später Altonaer Hof, an der Ecke Ohechaussee/Ulzburger Straße, genau gegenüber vom Parkhof, war bis 1840 Zollstation für den Ochsenhandel. Danach kassierte der Parkhof bis 1868 den Zoll an der Grenze von Hamburg zu Holstein. Gleich vier Wirtshäuser, zwei mit Ballsälen für die Freunde der leichten Tanzmusik, buhlten mit Bier und Köm, Butterbrot und Bockwurst, um die Gäste, schließlich hatten die Viehhändler Hunger, die ihr Vieh für den Hamburger Schlachthof gern über den deshalb sogenannten Schmuggelstieg am Zoll vorbeitrieben.

Schräg gegenüber des Parkhofs lag die Gastwirtschaft Ochsenzoll der Dieckmann-Familie, neben dem Parkhof und somit gegenüber des Altonaer Hofs das Café Zur Post neben dem 1930 erbauten Postgebäude. Im Parkhof wiederum eröffnete 1938 das erste Kino der Region, die Parkhof-Lichtspiele. 1972 wurde es abgerissen. Der Fernseher hatte das Kino verdrängt.

Die Ausstellung mit den Exponaten des Norderstedter Heimatbunds zeigt auch die Tankstelle an der Ecke Ochsenzoller Straße/Hogenfelde mit dem 50er-Jahre-Käfer, die Glashütter Windmühle von 1851 bis 1931 an der Tangstedter Landstraße, eine Theater­aufführung im Garstedter Hof am Fried­richsgaber Weg vom 7. April 1918 und viele historische Aufnahmen mehr.

Die Ausstellung ist bis auf Weiteres in der Flurgalerie des Hamburger Abendblatts, Regionalausgabe Norderstedt, Rathausallee 64, Kontorhaus, montags bis freitags von 12 bis 16 Uhr, zu sehen. In loser Folge berichten wir über die Gebäude und ihre Geschichte.