Paris/Hamburg. Drahtzieher der Mordnacht von Paris ist offenbar ein 28-jähriger IS-Kämpfer aus Brüssel. Zweites deutsches Todesopfer

Der Terroranschlag von Paris mit 132 Todesopfern könnte nach Befürchtung der französischen Regierung nur der Auftakt einer Angriffswelle sein. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) bereite weitere Attacken gegen Europa und seine Verbündeten vor, warnte gestern Premierminister Manuel Valls. Auch der IS drohte mit weiteren Anschlägen.

Drahtzieher der Attacken von Paris soll der Islamist Abdelhamid Abaaoud sein, meldeten Medien. Nach dem 28-Jährigen – einem Belgier mit marokkanischen Wurzeln – wird weltweit gefahndet. Wie es hieß, hat sich Abaaoud zuletzt in Syrien aufgehalten und dort für den IS gekämpft. Früher lebte er im Brüsseler Stadtbezirk Molenbeek, der für seine Islamistenszene bekannt ist. Zwei der Selbstmordattentäter von Paris seien seine Freunde gewesen, berichteten belgische Zeitungen. Präsident François Hollande sagte, die Anschläge seien in Syrien beschlossen und geplant und dann teils von Franzosen in Belgien organisiert worden.

In Frankreich durchsuchte die Polizei rund 170 Wohnungen und nahm 23 Verdächtige fest. Dabei wurden 31 Waffen beschlagnahmt, darunter in Lyon ein Raketenwerfer. Auch in Belgien gab es neue Razzien. Spezialeinsatzkräfte suchten in Brüssel nach dem flüchtigen Belgier Salah Abdeslam – allerdings erfolglos. Der 26-Jährige ist der Bruder eines Selbstmordattentäters von Paris. Gegen zwei Männer, die mit Abdeslam in einem Auto in Cambrai gestoppt wurden, erging Haftbefehl. Die Beamten hatten die drei Männer zunächst unbehelligt weiterfahren lassen, die beiden Verdächtigen wurden später in Brüssel festgenommen.

Gestern bestätigte das Auswärtige Amt, dass in der Terrornacht von Paris ein zweiter Deutscher ums Leben kam. Über seine Identität wurden keine Angaben gemacht.

Beim G20-Gipfel im türkischen Belek beschlossen die großen Indus­trie- und Schwellenländer ein ganzes Paket mit Antiterrormaßnahmen. So soll dem Terrorismus der Geldhahn zugedreht werden. Grenzen und Flughäfen werden strenger überwacht.

Präsident Hollande kündigte an, den Uno-Sicherheitsrat anzurufen. Er werde sich in den nächsten Tagen auch mit US-Präsident Barack Obama und Kremlchef Wladimir Putin treffen, um eine einheitliche Strategie in Syrien und gegen den IS zu erreichen. Zu Spekulationen, dass ein Uno-Mandat für einen internationalen Einsatz gegen den IS in Syrien mit Beteiligung der Bundeswehr vorbereitet werde, wollte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gestern nicht äußern.

Die Gefährdungslage in Hamburg habe sich nicht geändert, sagte Innensenator Michael Neumann (SPD) dem Abendblatt. „Ich gehe auch weiterhin zu Sportveranstaltungen und auf den Weihnachtsmarkt und ermuntere die Hamburger, das auch zu tun.“

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