Hamburg. Großeinsatz der Feuerwehr. Helfer klagen: „Für Hamburg unwürdige Zustände“. Gericht erlaubt Unterkunft am Volkspark

Die Flüchtlingssituation am Hauptbahnhof spitzt sich deutlich zu. In der Nacht zu Freitag war ein Großaufgebot der Feuerwehr an den provisorischen Zeltunterkünften auf dem Hachmannplatz im Einsatz, weil Flüchtlinge über Fieber und Durchfall klagten. Insgesamt zwölf Menschen wurden in Krankenhäuser gebracht, der Großteil von ihnen Kinder im Alter von drei Monaten bis acht Jahren. Grund war offenbar eine Infektion.

Helfer sprachen gegenüber dem Abendblatt von „unwürdigen Zuständen“. Täglich stranden mehrere Hundert Menschen am Hauptbahnhof, die in der Regel nach Skandinavien weiterreisen wollen. Die schwedische Regierung kündigte jedoch an, keine weiteren Schlafplätze für Flüchtlinge garantieren zu können. „Wir haben die Grenze des Machbaren erreicht“, sagte der schwedische Migrationsminister Morgan Johansson. Die Fähr- und Zugfahrpläne sind in den Wintermonaten ausgedünnt. Dies führt dazu, dass die Flüchtlinge in noch größerer Zahl ein Nachtquartier in Hamburg brauchen.

Im Bieberhaus, der „Markthalle“ und Räumen der Kunsthalle sollen kurzfristig neue Schlafplätze geschaffen werden. Der Paritätische Wohlfahrtsverband will die vielen kranken Flüchtlinge am Hauptbahnhof besser versorgen – dazu werde ein Dreischichtplan eingeführt, bei dem zehn Ärzte fast rund um die Uhr im Einsatz seien. „Sie haben wenig Zeit, aber sich entschlossen, aufgrund der dramatischen Situation zu helfen“, sagte ein Sprecher des Wohlfahrtsverbandes.

Auch an den städtischen Unterkünften bleibt die Stimmung angespannt. Diakonie-Chef und Landespastor Dirk Ahrens sprach nach einem Besuch im Flüchtlingsdorf an der Schnackenburgallee von „elenden“ Bedingungen.

Bei der Planung von neuen Unterkünften war die Stadt in Bahrenfeld juristisch erfolgreich: Das Verwaltungsgericht hat eine Klage von Anwohnern gegen den Bau einer Unterkunft für 900 Asylsuchende auf dem Parkplatz Grün am Volksparkstadion am Freitag im Eilverfahren abgewiesen.

Parallel hat die Stadt die Ausweisung von abgelehnten Asylbewerbern deutlich verstärkt. 413 Flüchtlinge wurden im Oktober in ihre Herkunftsländer zurückgeführt – 67 davon mit einer erzwungenen Abschiebung. Im September waren es noch jeweils halb so viele. Die meisten Flüchtlinge wurden in den Kosovo und nach Serbien ausgewiesen. (crh/haa/pum/zv)

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