Das Gesellschaftsdrama „El Club“ rechnet bitterböse mit dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche ab

Die Bilder sind fahl, als ob ihnen die Farbe und das Licht abhanden gekommen wären in dieser nebelverhangenen chilenischen Küstenlandschaft. Und tatsächlich ist in dem abgelegen Haus am Rande eines Dorfs das Leben wie erstarrt. Vier Bewohner hat diese Ü-40-Männer-WG unter der resoluten Obhut von Schwester Mónica. Von der Außenwelt abgeschirmt, schlagen die Bewohner ihre Zeit mit Gebeten und Buße und dem Trainieren eines Windhundes tot, den sie auf der Straße gefunden haben.

Was anfangs wie eine harmlose Gruppe komischer älterer Männer erscheint, entpuppt sich bald als kirchenfinanzierter „Club“, in den Priester abgeschoben werden, die vom rechten Weg abgekommen sind. Neben anderen Verfehlungen haben sie sich, wie so viele Glaubensbrüder in allen Ecken der christlichen Welt, auch des Kindesmissbrauchs und Babyhandels schuldig gemacht. Gerichtlich werden sie nicht belangt, die katholische Kirche sorgt lediglich dafür, dass sie aus dem Verkehr gezogen werden, eine Art erzwungener Vorruhestand im Hausarrest, ein lauwarmes Fegefeuer auf Erden.

Die Situation eskaliert, als ein weiterer Padre gebracht wird. Plötzlich taucht vor dem Haus ein offensichtlich traumatisierter Mann auf, der den Neuankömmling lautstark und nicht enden wollend in expliziten Details anprangert, ihn als Jungen sexuell missbraucht zu haben. Die Aufpasserin schickt den Beschuldigten mit einer Schusswaffe vor die Tür, um den Störenfried zu erschrecken. Doch draußen richtet der Priester die Waffe gegen sich selbst und erschießt sich. Die Kirche schickt darauf einen ehrgeizigen Jesuiten in die gottverlassene Gegend, der den Fall untersuchen soll und vor allem darauf bedacht ist, den Ruf der Institution zu wahren.

Regisseur Pablo Larraín konzen­triert sich hier ganz auf die Binnensicht, der Film verlässt den „Club“ so wenig wie seine unfreiwilligen Insassen. Seine Abrechnung mit der katholischen Kirche und der systematischen Vertuschung ihrer Missbrauchsskandale ist von einer großen Wut getragen, aber er prangert dabei nicht bloß an, sondern tut es mit bitterbös-subversivem Humor. Ein Blick in die Hölle, der trotz allen Nebels schneidend klar ist.

„El Club“ CHI 2015, 97 Min., o. A., R: Pablo Larrain, D: Alfredo Castro, Roberto Farias, Antonia Zegers, täglich im 3001, www.el-club-der-film.de