Hamburg. Kanzlerin verteidigt ihre Flüchtlingspolitik vor Junger Union. Ex-Bürgermeister von Dohnanyi fordert Begrenzung des Zustroms

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat zum Auftakt des Deutschlandtages der Jungen Union (JU) im Hamburger CCH ihre Haltung in der Flüchtlingskrise verteidigt und um Rückendeckung der Nachwuchsorganisation von CDU und CSU geworben. Sie verstehe die Ungeduld der jungen Menschen, sagte die Kanzlerin und fügte hinzu: „Wenn Sie mir Unterstützung gewähren, wäre das gut.“

Merkel, die unter anderem von CSU-Chef Horst Seehofer wegen ihrer angeblich zu großzügigen Haltung gegenüber Flüchtlingen kritisiert wird, war zuvor herzlich von den rund 300 Delegierten empfangen worden. Während ihrer Rede wurde sie immer wieder von zustimmendem Beifall unterbrochen, so, als sie sagte: „Die Würde ist nicht nur für die Deutschen unantastbar. Die Menschenwürde gilt für jeden Menschen in der Welt.“ Gleichzeitig gab sie zu, die Belastung sei „enorm“. Künftig müssten Menschen, die kein Bleiberecht haben, schneller abgeschoben werden. Die Zahl der Rückführungen sei bisher „viel zu gering“ gewesen. Nach der Rede erhoben sich die Delegierten, jubelten der Kanzlerin zu und klatschten minutenlang rhythmischen Beifall. Merkel genoss die Zustimmung sichtlich und winkte wiederholt in die Menge.

Hamburgs ehemaliger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi mahnte unterdessen in einem Abendblatt-Gespräch eine Begrenzung des Flüchtlingsstroms an. „Wir können nicht jeden Tag zehntausend Flüchtlinge aufnehmen“, sagte der SPD-Politiker. „Das geht nicht angesichts der vielen Konflikte in der Welt.“ Ausdrücklich verteidigte er den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán. Die Ungarn hätten die Aufgabe, die EU-Außengrenzen zu schützen. „Wer eine Grenze schützen will, braucht einen Zaun.“

Hamburgs Verwaltung arbeitet weiter mit Hochdruck daran, die chaotischen Zustände in den Zeltlagern zu beenden. Die restlichen Lüfter für die provisorische Beheizung der Zelte wurden am Freitag installiert. An diesem Sonnabend sollen 500 Personen, darunter Familien und Kinder, aus der Schnackenburgallee in Bahrenfeld in ein leer stehendes Bürogebäude gebracht werden. Zuvor waren Sozialarbeiter kurzzeitig in Streik getreten, um gegen die Bedingungen im Camp zu protestieren.

Seite 3, 10, 12, 15 Berichte zur Flüchtlingskrise