Reflexion ist für den Hamburger Schiedsrichter Benjamin Stello, 38, nicht nur ein Wort. Einen Monat Pause verordnete er sich, nachdem er auf dem Fußballplatz fast verprügelt worden wäre. Zum Nachdenken. Nun macht er weiter. Stello glaubt an das Gute. Großen Anteil daran hat der Schriftsteller Christoph Martin Wieland (1733-1813). Dieser sei den Menschen aufklärerisch, ehrlich und liebevoll ironisch begegnet. Seine Verehrung für dessen Ideale drückte Stello in seiner Examensarbeit („Wielands Dramen als Verarbeitung von Diskursen der Aufklärung“) aus, die er sogar als Buch herausbrachte

Doch Stello ist kein pathetischer Verfechter hehrer Ideen. Er geht praktisch voran. Er ist nicht nur Gymnasiallehrer, sondern auch Ausbilder für Referendare, Mitglied der Lehrplankommission Geschichte, Lehrbeauftragter an der Universität und setzt sich im Bezirksschiedsrichterausschuss Alster ehrenamtlich für seine Kollegen ein. „Ich habe halt den Weltverbesserer-Touch“, sagt Stello. „Und ich möchte, dass Spieler, die die fünfte Gelbe Karte oder Gelb-Rot kassieren, im Amateurbereich endlich für ein Spiel gesperrt werden.“ Schließlich helfen Pausen bei der Reflexion.

Seite 40 „Ein tiefes Gefühl der Hilflosigkeit“