Hamburg. Scholz beruft die Historikerin Melanie Leonhard (SPD): „Sie verfügt über Klarheit und Härte“. CDU spricht von „Notlösung“

Andreas Dey

Es ist eine Überraschung: Die 38 Jahre alte Historikerin Melanie Leonhard (SPD) soll neue Arbeits- und Sozialsenatorin in Hamburg werden. Die Familienpolitikerin, die der Bürgerschaft seit 2011 angehört, tritt die Nachfolge von Detlef Scheele (SPD) an, der in den Vorstand der Bundesagentur für Arbeit wechselt.

„Frau Leonhard ist eine unglaublich engagierte und kompetente Fachpolitikerin, die in allen Bereichen, um die es hier geht, viel Erfahrung und ein sehr hohes Ansehen gewonnen hat“, sagte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bei der kurzen Vorstellung der künftigen Senatorin im Rathaus. Leonhard wird – vorausgesetzt die Bürgerschaft wählt sie am Donnerstag – für so unterschiedliche Themen wie Arbeitsmarkt, Jugendhilfe, Kita-Ausbau und Flüchtlingsunterbringung zuständig sein.

„Ich bin mir bewusst, dass schwierige und aufregende Wochen kommen werden“, sagte Leonhard. „Aber ich übernehme ein gut geführtes Haus, viele wichtige Projekte sind schon auf die Schiene gebracht worden.“

Scholz betonte, dass vor allem die Unterbringung der Flüchtlinge eine „große Herausforderung“ sei, die „Einsatz, Tatkraft und Engagement“ erfordere. „Wer eine Behörde führt, muss auch über Klarheit und Härte verfügen. Über beide Dinge verfügt Frau Leonhard, das qualifiziert sie für das Amt der Senatorin“, sagte Scholz.

Leonhard hat sich als SPD-Obfrau des Sonderausschusses der Bürgerschaft einen Namen gemacht, der nach dem Tod der elfjährigen Chantal eingerichtet wurde, die 2012 an einer Überdosis Methadon starb. Die Historikerin, die zurzeit die Abteilung Harburger Stadtgeschichte des Helms-Museums leitet, ist Vize-Vorsitzende der Hamburger SPD und der SPD-Fraktion.

CDU-Fraktionschef André Trepoll nannte die Entscheidung für Leonhard eine „Notlösung“, nachdem Scholz’ Suche auf Bundesebene erfolglos gewesen sei. Es stelle sich die Frage, ob Leonhard der „Herkulesaufgabe“ des Flüchtlingsthemas gewachsen sei. „Melanie Leonhard wird mit ihrer ausgleichenden Art und Überzeugungskraft einen wichtigen Beitrag leisten, damit wir die hohen Flüchtlingszahlen als Stadt weiter so gut wie möglich bewältigen“, sagte die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne).

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