Hamburg/Berlin . 100 Soldaten aus Husum werden als „helfende Hände“ eingesetzt. 250 Asylbewerber übernachten im Hauptbahnhof

Angesichts des dramatischen Zustroms von täglich Tausenden Flüchtlingen nach Deutschland hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) den Ländern und Kommunen weitreichende Hilfe der Bundeswehr angeboten. Unter anderem könnten Soldaten und Zivilbeschäftigte den Betrieb der geplanten Verteilzentren für Flüchtlinge übernehmen, sagte die Ministerin am Montag in Berlin. Als mögliche Standorte nannte sie Berlin-Schönefeld und Soltau-Fallingbostel.

Auch Kasernen der Bundeswehr werden für Asylbewerber geöffnet, erstmals jetzt auch in Hamburg. 75 Flüchtlinge, vor allem Familien, bezogen bereits ein Gebäude der Reichspräsident-Ebert-Kaserne (Iserbrook), in dem bislang Schüler der Bundeswehrfachschule untergebracht waren. „Wir haben die Zimmer mit Betten ausgestattet und das Gebäude an die Stadt übergeben, die den Betrieb und auch die Absicherung des Gebäudes übernimmt“, sagte Kapitän zur See Michael Setzer.

Eine zweite Unterkunft in einer Sporthalle der Kasernenanlage „Reiherdamm“ in Steinwerder wurde an das Deutsche Rote Kreuz übergeben, das die Betreuung und Ausstattung mit Sanitäranlagen übernehmen wird. Eine dritte Unterbringungsmöglichkeit wird derzeit in der Sporthalle der Generalleutnant-Graf-von-Baudissin-Kaserne in Osdorf geschaffen.

Zur Unterstützung der Stadt hat die Bundeswehr außerdem 100 Soldaten des Spezialpionierbataillons 164 aus Husum als sogenannte „helfende Hände“ eingesetzt. Sie helfen beim Personen- und Materialtransport oder beim Bettenaufbau.

Die Bundeswehr hatte in Hamburg bereits 63 Zelte auf dem Ohlstedter Platz und in der Oktaviostraße errichtet. Außerdem ist sie mit einem Ärzteteam des Bundeswehrkrankenhauses zur Unterstützung der medizinischen Versorgung im Einsatz. Mehrere Dienststellen sind an der Hilfeleistung in der Hansestadt beteiligt. Sie werden durch das Landeskommando Hamburg koordiniert, das auf zivil-militärische Zusammenarbeit spezialisiert ist.

Unterdessen kam es gestern am Hauptbahnhof zeitweise zu chaotischen Szenen. Der Grund: Nach den massiven Krawallen im Zuge der Demo gegen rechts am Wochenende und den damit verbundenen Fahrplanänderungen und Zugausfällen waren mehr als 250 Flüchtlinge im Bahnhof hängengeblieben. Sie campierten seit Sonntag auf Decken mitten in der Wandelhalle und wurden von engagierten Helfern mit Essen und Getränken versorgt. Unter ihnen war auch die Gruppe, die sich angesichts der Krawalle ins Schauspielhaus geflüchtet hatte.

Erst im Laufe des Tages gelang es, die Gestrandeten gruppenweise in Zügen Richtung Norden, vor allem nach Flensburg, unterzubringen. Von dort wollen die meisten nach Schweden weiterreisen. (fru/schmoo)

Seite 10 Gestrandet im Hauptbahnhof