Untertauchen in Soho:New Yorker Werbeagentur installiert einen Kinderspaß – nur für Erwachsene.

Das zählt mit zu den schönsten Erinnerungen an die Kindheit: sich einen großen Haufen Schnee oder Blätter zusammensammeln, ein bisschen Anlauf nehmen – und hinein! Schade, dass diese Zeiten vorbei sind.

Wieso eigentlich, fragte man sich bei der Design-Agentur Pearl­fisher im New Yorker Stadtteil Soho. Da geht noch was! Wie jeder gute Arbeitgeber tut man dort alles für das Wohlbefinden der Mitarbeiter. Man griff also in die Portokasse, orderte 81.000 weiße Plastikbälle und ließ sie wegen der artgerechten Haltung in ein Bällebad füllen. Hoffentlich haben sie die gefährlichen Weichmacher unter Kontrolle! Das Ganze ist eine Installation namens „Jump In“ – spring hinein. Müssen wir uns Sorgen machen um die Kreativität der Kreativen? Eben gerade nicht, denn wenn die Designer mal richtig auf dem Schlauch stehen, machen sie einen Köpper ins Bällebad und die Ideen flutschen wieder. Und weil man in der Agentur eine soziale Ader hat, ist das Bad bis zum 21. September nach Anmeldung sogar für die Öffentlichkeit zugänglich. Wer einen Platz bekommt, kann sich bis zu 30 Minuten mit bis zu 14 anderen Erwachsenen herumkugeln. Kostenlos, eine Spende von fünf Dollar für soziale Einrichtungen wird aber erbeten.

Womöglich werkeln in der Agentur auch einige Deutschstämmige, denn es wurden Verbotsschilder an der Wand gesichtet: „Kein Wellenreiten“, „Nicht rauchen oder trinken“. „Dinosaurier verboten“. Die Agentur möchte mit der Aktion übrigens auf „die Macht des Spielens“ aufmerksam machen, sagt Marketing-Managerin Sarah Codraro. Solche Machtspielchen lob’ ich mir!

Der Installation in New York ist eine ähnliche in London vorausgegangen. Und wir? Waren mit den bunten Kugeln in den schwedischen Möbelhäusern wie in Schnelsen schon ganz nah dran. Aber da war der Spaß nur für die Kurzen. Wenn man in New York verkehrte Welt spielt, müssten die Lautsprecherdurchsagen dort eigentlich lauten: „Mutti Sarah möchte von ihren Kindern endlich aus dem Bällebad abgeholt werden.“ Rudolf Steiner hat es vor langer Zeit schon gewusst: „Aus der Art, wie das Kind spielt, kann man erahnen, wie es als Erwachsener seine Lebensaufgabe ergreifen wird.“