Für manche Menschen hält das Schicksal so viele komplizierte Wendungen bereit, dass man sich wundert, wie sie diese Prüfungen bestehen konnten. Günter Lucks hat darüber seine Lebensgeschichte geschrieben, die 1928 in Hammerbrook beginnt und unter anderem vom Feuersturm 1943, dem „Endkampf“ als Kindersoldat, der russischen Kriegsgefangenschaft und einem Intermezzo als DDR-Bürger erzählt. „Meine Kompassnadel schlug in viele Richtungen aus. Und es dauerte lange, bis ich endlich zur Ruhe kam“, bekennt der 86-Jährige, dem Gelassenheit und eine Portion Humor über vieles hinweggeholfen haben.

Körperlich und seelisch ruiniert schaffte Lucks Anfang der 1950er-Jahre einen holperigen Neustart, betrogen um die Jugendzeit, aber voller Nachholbedarf, wie er sagt. Dazu gehört auch, dass er dem Alkohol abschwor („als es einfach zu viel wurde“) und irgendwann das Kettenrauchen aufgab – „weil es nicht zu mir passte“. Lucks kanalisierte seine Wissbegierigkeit, indem er sich als Zeitzeuge für Gespräche mit jungen Menschen bereitstellte – eine Bereicherung für beide Seiten.

Beständigkeit gibt es aber auch in seinem Leben: mit Ehefrau Doris wohnt Lucks seit 1957 in Horn – stets in derselben Wohnung.

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