Hamburg. Wieder Feuer und Explosionen in einem Hochbunker: In dem Gebäude an der Von-Sauer-Straße lagerten rund 5,5 Tonnen Pyrotechnik.

Der zweite Brand eines Hochbunkers in Hamburg binnen weniger Tage hat die Feuerwehr am Sonnabend vor große Probleme gestellt: In dem Bauwerk aus dem Zweiten Weltkrieg lagern bis zu 5,5 Tonnen Pyrotechnik. In der Nacht hatte es eine Explosion in dem Gebäude im Stadtteil Bahrenfeld gegeben. Auch zwölf Stunden nach dem Alarm bei der Feuerwehr sind Einsatzkräfte noch vor Ort. Zur Zeit ist ein Löschtrupp in dem Gebäude und sucht nach letzten Glutnestern, der Brand scheint laut Feuerwehr weitgehend gelöscht zu sein. Die Warnung, Fenster und Türen geschlossen zu halten, hat die Feuerwehr inzwischen aufgehoben. Es komme lediglich noch zu einer leichten Geruchsbelästigung im unmittelbaren Umfeld der Brandstelle. Innensenator Michael Neumann (SPD) kam zum Unglücksort. Seine Behörde will nun alle Hochbunker der Hansestadt überprüfen. Erst am Dienstag hatte ein Hochbunker im Stadtteil Rothenburgsort gebrannt.

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Die Häuser in der Nachbarschaft des Bahrenfelder Bunkers in der Von-Sauer-Straße wurden am Sonnabend vorsorglich geräumt. Verletzte gab es nicht. Die Bewohner seien in Sicherheit. „Die Gefahr für die Anwohner ist gering, weil die Pyrotechnik dem Bunker nichts anhaben kann“, sagte Feuerwehrsprecher Hendrik Frese. Etwa 150 Menschen waren betroffen. „Etwa die Hälfte haben wir vorerst in Bussen und Zelten untergebracht, die anderen sind bei Verwandten oder Freunden untergekommen“, berichtete Frese. Am Sonnabendabend konnten alle Anwohner in ihre Wohnungen zurückkehren.

Mit rund 80 Einsatzkräften war die Feuerwehr ausgerückt. „Das ist ein extrem schwieriger Einsatz“, sagte Frese, nachdem die Löscharbeiten für die Rettungskräfte zu gefährlich geworden waren. „Wir haben riesiges Glück, dass die Kollegen beim ersten Vorstoß da lebend rausgekommen sind. Wir wollen jetzt kein Risiko mehr eingehen“, erklärte der Sprecher. Wegen des starken Rauches konnten die Feuerwehrmänner das Gebäude nicht mehr betreten. „Die Löscharbeiten werden uns aber noch mehrere Stunden beschäftigen, wenn nicht sogar bis in die Nacht hinein“, sagte Frese.

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Auch der Einsatz eines Roboters des Kampfmittelräumdienstes musste vorzeitig abgebrochen werden. „Es liegen zu viele Trümmer auf der Treppe, eine Wand ist eingestürzt, der Roboter kommt nicht über den Schutt“, berichtete Frese. Das ferngesteuerte Gerät mit Videoausrüstung sollte Feuerwehr und Polizei für die weitere Einsatzplanung Bilder aus dem Inneren des Bunkers liefern.

Die Feuerwehr versuchte danach unter anderem über Lüftungslöcher Zugang zu dem Gebäude zu bekommen. „Die Löcher sind nicht besonders groß, aber sie reichen aus, um Schläuche und Wasser in die Bunker einzubringen“, sagte Frese. Dadurch sollten die Temperatur in dem Gebäude gesenkt und die gelagerte Pyrotechnik befeuchtet werden. Teile davon seien wohl in der Nacht explodiert, meinte der Sprecher. Bei der Pyrotechnik handele es sich um professionelle Technik, die für Höhenfeuerwerke verwendet wird. Sie lagerte im ersten und zweiten Obergeschoss des dreistöckigen, unbewohnten Gebäudes.

Stadt will alle Hamburger Bunker untersuchen

Nach dem zweiten Vorfall innerhalb weniger Tage hat sich die Verwaltung nach Abendblatt-Informationen dazu entschlossen, alle Hamburger Bunker zu checken. "Es soll geprüft werden, was dort lagert und welche Genehmigungen dafür vorliegen“, sagte der Sprecher der Innenbehörde, Frank Reschreiter, am Sonnabend. Auch die Stabilität und Sicherheit der Bauwerke sollen kontrolliert werden. Dies soll noch an diesem Wochenende geschehen.

Erst am Dienstag hatte es im Hamburger Stadtteil Rothenburgsort in einem Hochbunker gebrannt. Es gab eine explosionsartige Zündung von Rauchgas. 45 Menschen wurden verletzt. Anwohner mussten die Häuser verlassen. Bis zum Samstag konnten die rund 400 Menschen noch nicht in ihre Wohnungen zurück. Ebenso warteten der Baustatiker und die Brandermittler des Landeskriminalamtes weiterhin auf grünes Licht von der Umweltbehörde.

Die Menschen in Bahrenfeld, die ihre Wohnungen verlassen mussten, durften noch einmal kurz in ihre Räume, um Haustiere, Medikamente und andere notwendige Dinge für die nächsten Stunden zu holen. Ein 65-Jähriger berichtete, wie er und seine Nachbarn am Morgen in Eile das Haus verlassen mussten. „Bei uns im Haus gibt es insgesamt sechs behindertengerechte Wohnungen, in denen körperlich Beeinträchtigte leben“, erzählte Ingo Knies. „Da ist die Feuerwehr aber rein wie ein Sondereinsatzkommando. Bei einer Nachbarin mussten sie sogar die Tür aufbrechen - die Dame ist schwerhörig und dazu auf einen Rollstuhl angewiesen.“

Für die Feuerwehr in der Hansestadt war es neben den beiden Bunkerbränden der dritte derartige Großeinsatz in dieser Woche: Bei einem Chemieunfall in einem Gewerbegebiet war am Donnerstagabend stark ätzende Lauge ausgetreten. 20 Personen kamen vorübergehend in Krankenhäuser. (zv/mes//dpa)