Donnerstag ist Großkampftag in der Kleiderausgabe der Luthergemeinde an der Stellinger Regerstraße, und manchmal entsteht dabei zwangsläufig Geschubse und Gedrängel unter den Flüchtlingen. Aber nur so lange, bis Bettina Buhr dazwischenfunkt. Über die 46-Jährige wird erzählt, sie habe zwar ein goldenes Herz, aber dafür könne ihre Stimme locker Orkanstärke erreichen. Darüber hinaus kommt an ihrer imposanten Erscheinung sowieso niemand so leicht vorbei.

Die alleinerziehende Mutter von vier Kindern ist vermutlich so etwas wie eine Erste unter den Gleichen der gut 30 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die sich hier für die bald 3000 Flüchtlinge in der Unterbringung Schnackenburgallee engagieren. 21 Monate macht sie das schon – unentgeltlich. „Aber bevor ich zu Hause rumsitze und mich langweile, kann ich auch was tun.“ Dass die gelernte Köchin bereits seit vielen Jahren nicht in ihrem Beruf arbeiten kann und in die staatliche Mindestversorgung abrutschte, ist der jahrelangen Pflege geschuldet, die sie für eins ihrer Kinder leisten musste, das gehandicapt zur Welt kam.

„Ich habe die Gören gerade in den Zug gesetzt und in die Ferien geschickt“, sagt sie, „jetzt kann ich für die Schnacke richtig reinhauen.“ Sie selbst verzichtet auf Ferien: Lieber spart sie auf ein weiteres Tattoo; ein „Tribal“ soll es werden, am linken Unterarm.