Hamburg. Durchschnittsnote aller Gymnasien beträgt nur 3,7. So schnitten die einzelnen Schulen ab

Da gibt es nichts zu beschönigen: Die Vergleichsarbeiten in Klasse 10, offiziell schriftliche Überprüfungen genannt, sind in diesem Schuljahr katastrophal ausgefallen. Die Durchschnittsnote aller 68 staatlichen und privaten Hamburger Gymnasien im Fach Deutsch beträgt 3,7, in Mathematik kaum besser 3,6. Nur Englisch hebt sich mit der Note 3,1 etwas ab. Für die drei teilnehmenden Stadtteilschulen wurden diese Werte ermittelt: In Mathematik erreichten die Schüler im Durchschnitt die Note 4,3 (!), in Deutsch 3,6 und Englisch 3,1.

Die Zahlen hat der Senat in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Karin Prien mitgeteilt. Mit den schriftlichen Überprüfungen sollen die Schüler nachweisen, dass sie den Anforderungen der gymnasialen Oberstufe gerecht werden. Dieser letzte Schulabschnitt beginnt am zwölfjährigen Gymnasium mit dem Eintritt in Klasse 11. Weil die Oberstufe an den 13-jährigen Stadtteilschulen jedoch erst mit der zwölften Klasse beginnt, müssen deren Schüler nicht an den schriftlichen Überprüfungen in Klasse 10 teilnehmen.

Teil der Deutsch-Überprüfung war ein Rechtschreibtest, bei dem die Schüler zwölf eingebaute Fehler erkennen mussten. Das Abendblatt dokumentiert den Text mit den Fehlern auf Seite 7, die Lösungen finden Sie auf Seite 11. Nach Einschätzung von Experten war es besonders diese Aufgabe, die zum schlechten Gesamtergebnis im Fach Deutsch beitrug.

Das ganze Ausmaß der Misere zeigt der Blick auf die Einzelergebnisse. Am Kurt-Körber-Gymnasium (Billstedt) betrug die Durchschnittsnote in Deutsch 4,9, am Gymnasium Hamm 4,8, am Immanuel-Kant-Gymnasium (Sinstorf) 4,5 und am Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium (Eimsbüttel) 4,3. An dieser Schule kassierten 16 Prozent der Zehntklässler eine Sechs und 34 Prozent eine Fünf.

Im Fach Mathematik lagen die Stadtteilschulen Guyla Trebitsch (Tonndorf) und Heinrich Hertz (Winterhude) mit 4,7 am Ende der Skala. In Tonndorf haben 10,4 Prozent der Schüler eine Sechs geschrieben und 58,3 Prozent eine Fünf. Weil die beiden Standorte früher kooperative Gesamtschulen waren und nach wie vor einen eigenen Gymnasialzug führen, haben deren Schüler an der Überprüfung teilgenommen. Kaum besser waren das Gymnasium Hamm mit 4,5, das Helmut-Schmidt-Gymnasium (Wilhelmsburg) sowie der Gymnasialzweig der evangelischen Wichern-Schule mit 4,4.

Und umgekehrt: Am besten hat die Albert-Schweitzer-Stadtteilschule in Wellingsbüttel mit der Note 2,3 abgeschnitten, gefolgt vom Friedrich-Ebert-Gymnasium (Heimfeld) mit 2,9. An allen anderen Schulen war der Durchschnittswert 3,0 oder schlechter. Bei jedem vierten Gymnasium war der Mathe-Durchschnitt 4,0 oder schlechter.

Die Albert-Schweitzer-Schule, in der die Kinder von Klasse 1 bis 10 durchgängig unterrichtet werden, erreichte auch in der Deutsch-Überprüfung den besten Wert mit 2,7 – zusammen mit dem Gymnasium Hochrad (Othmarschen). Doch das sind Ausnahmen: Vier von fünf Gymnasiasten haben bei der Überprüfung in Deutsch nur 3,0 oder schlechter geschrieben, 17 Prozent 4,0 oder schlechter.

CDU-Bildungspolitikerin Prien spricht von einem „verheerenden“ Gesamtergebnis. „Daraus ergeben sich ernsthafte Zweifel an den vom Schul­senator so euphorisch gefeierten Abiturergebnissen.“ Den Zehntklässlern blieben nur zwei oder drei Jahre Zeit bis zum Abitur, um Versäumtes aufzuholen. Schulsenator Ties Rabe (SPD) hatte die Rekordmarke von 9286 Abiturienten in diesem Jahr begrüßt und davon gesprochen, dass die Schüler das Zentralabitur „gut bewältigt“ haben.

Auch in der Schulbehörde ist von schlechten Ergebnissen die Rede. „Allerdings bewegen sich die Werte in einer üblichen Bandbreite der ver­gangenen Jahre“, sagte Sprecher Peter Albrecht. So habe die Durchschnittsnote im Fach Mathematik 2010/11 sogar bei 3,8 gelegen und in Englisch 2011/12 bei 3,7. „Die schlechten Ergebnisse in Mathematik sind nicht wirklich überraschend, sie entsprechen ähnlichen Ergebnissen der Hamburger Schüler bei anderen Studien wie etwa PISA.“

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