Pfeiffer (der mit drei F) lässt grüßen: Studenten schmuggeln sich in China für Schüler in die Abschlußprüfung. Schulen setzen Drohnen ein

Das scheinbar unscheinbare Wort Gaokao hat auf chinesische Schüler eine ähnlich beunruhigende Wirkung wie der Ruf „Steuerfahndung!“ auf Fifa-Funktionäre. Gaokao, der „Hohe Test“, entspricht dem deutschen Abitur zwar insofern, als er die Hochschulreife verleiht, besitzt aber mehr dramatische Elemente als das Finale von „Let’s dance“. Abgesehen davon, dass in China manche Klassen so viele Schüler haben wie bei uns ganze Schulen, und dass Lehrer dort – man fasst es nicht – Respektspersonen sind, versetzt das mehrtägige Gaokao Städte mit Prüfzentrum in einen ähnlichen Ausnahmezustand, wie es im olympischen Hamburg 2024 der Fall wäre.

Bauarbeiten werden eingestellt, um die zehn Millionen zu prüfenden Schüler nicht zu stören, Polizisten räumen ihnen den Weg zum Prüfungsort frei. Eine Völkerwanderung von Millionen Eltern begleitet die Kinder. Wer Gaokao mit eindrucksvollem Punktekonto schafft, schwingt sich behende auf die Karriereleiter; wer durch den Rost fällt, hat eine etwas eingeschränkte Berufswahl. Naja, Gefängnisfriseure werden schließlich auch gebraucht.

Es ist nicht verwunderlich, dass die Schüler im technologisch versierten China geneigt sind, dem Glück ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Elektronische Helferlein im Mikroformat sind beliebt, mit deren Hilfe bedrängte Prüflinge drahtlos mit Wissen versorgt werden. Doch auch die Staatsmacht rüstet nach: Über zwei Testzentren in Luoyang ratterte in den vergangenen Tagen eine kühlschrankgroße Drohne, die nach verdächtigen elektronischen Signalen fahndete. Schulromantik nach Art der seligen „Feuerzangenbowle“ will sich unter diesen Big-Brother-Umständen nur mühsam einstellen. Doch die Grundidee des Dr. Pfeiffer, der sich noch einmal in die Schulbank zwängt, feiert gerade Auferstehung: In der Provinz Jiangxi flog ein Täuschungsmanöver auf, bei dem sich Unistudenten mit falschen Ausweisen im Sold von chancenlos mäßigen Schülern zum Gaokao eingefunden hatten. Wie sagte der alte Römer Seneca schon: Nicht für das Leben lernen wir, sondern für die Schule.