Hamburg. Viele Mütter und Väter haben kein Verständnis mehr. Abendblatt bringt Gewerkschaft, Arbeitgeber und Betroffene zusammen

Das Verständnis von Hamburger Eltern für den nun schon dreiwöchigen Streik an den Kitas und in der Nachmittagsbetreuung an den Schulen scheint aufgebraucht. Der Landeselternausschuss (LEA) forderte am Freitag die Gewerkschaften Ver.di und GEW auf, den Streik in den Hamburger Kindertagesstätten auszusetzen. Er verwies darauf, dass die Tarifparteien Anfang kommender Woche Verhandlungen über eine Einigung in dem Tarifstreit aufnehmen wollen.

„Ver.di hatte angekündigt, so lange zu streiken, bis ein Angebot von den Arbeitgebern vorliegt. Jetzt liegt ein Angebot vor. Ich fordere Sie daher auf: Beenden Sie den Streik, oder setzen Sie ihn zumindest sofort aus“, sagte LEA-Vorstandsmitglied Tobias Joneit beim großen Abendblatt-Gipfel zum Kita-Streik, der Vertreter der Gewerkschaft, der kommunalen Arbeitgebervereinigung, von Hamburgs größtem Kita-Träger Elbkinder sowie betroffene Eltern zusammenbrachte. Eine Fortsetzung des Streiks trotz anstehender Gespräche empfänden betroffene Eltern als unverhältnismäßig, sagte Joneit. Auch die pädagogische Geschäftsführerin der Elbkinder, Franziska Larrá, appellierte direkt an Ver.di: „Im Sinne der Kinder und Eltern bitte ich Sie noch einmal eindringlich, den Streik zumindest für ein paar Tage auszusetzen.“

Der Träger, dessen Kitas mit einem Streikanteil von 31,5 Prozent hauptsächlich vom Ausstand betroffen sind, befürchtet einen großen Imageschaden und langfristige Nachteile durch den Arbeitskampf. „Der Streik ist für unsere gute Marktposition bedrohlich“, sagte Franziska Larrá beim Kita-Gipfel des Abendblatts. „Wir sind bei Eltern sehr angesehen, auch weil wir als sehr zuverlässig gelten. Das ist durch den Streik im Moment leider am Wackeln.“ Eltern könnten sich für andere Anbieter entscheiden. Tatsächlich melden sich schon jetzt vom Ausstand betroffene Mütter und Väter bei nichtstaatlichen Trägern. „Es gibt bei uns in der Tat einige Anfragen interessierter Eltern“, bestätigt Timo Spiewak vom Caritasverband. Auch Cornelia Heider-Winter vom Paritätischen Wohlfahrtsverband registriert eine Wechsel-bereitschaft bei Eltern.

Seite 2 Leitartikel Seite 10 Der Kita-Gipfel