Zürich. Razzia in Zürich. Strafverfahren eingeleitet: Turniere in Russland und Katar sollen gekauft worden sein. Blatter will Chef bleiben

Ein beispielloser Korruptionsskandal erschüttert den Weltfußball: Einen Tag vor dem Fifa-Kongress sind in Zürich sieben hochrangige Funktionäre festgenommen worden. Ihnen wird vom US-Justizministerium Bestechlichkeit, Verschwörung und organisiertes Verbrechen vorgeworfen. Washington hatte die Schweizer Behörden um Amtshilfe gebeten.

Es geht vor allem um die umstrittene Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar. Die Schweizer Bundesanwaltschaft leitete ein Strafverfahren ein und forderte im Fifa-Hauptquartier wegen des Verdachts auf Geldwäscherei und Schmiergeldzahlungen bei den WM-Vergaben die Aushändigung von Dokumenten. Fifa-Chef Joseph Blatter will sich dennoch am morgigen Freitag in seine fünfte Amtszeit wählen lassen. „Das ist eine schwierige Zeit für den Fußball, die Fans und die Fifa“, gestand der 79-Jährige. „Es sollte aber klar sein, dass wir die Untersuchungen der Schweizer und US-Behörden begrüßen.“ Unter den Festgenommenen sind die Fifa-Vizepräsidenten Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo. Zudem wurden auch die Fifa-Funktionäre Eduardo Li, Julio Rocha, Costas Takkas, Rafael Esquivel und José Maria Marin abgeführt. Insgesamt sind 14 Personen angeklagt. Es geht um Summen jenseits der 100-Millionen-Dollar-Marke.

„Es ist schockierend und schädlich für den gesamten Fußball, was sich in Zürich abspielt“, sagte Wolfgang Niersbach, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Ligapräsident Reinhard Rauball forderte den Blatter-Rücktritt: „Sepp Blatter – obgleich offensichtlich persönlich nicht betroffen – sollte dem Fußball einen großen Dienst erweisen. So kann es nicht weitergehen.“ Deutsche Politiker aus allen großen Parteien begrüßten das Vorgehen der Justiz und forderten eine Neu-Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022.

Die sieben Fifa-Funktionäre wurden am frühen Mittwochmorgen aus dem Fünf-Sterne-Hotel „Baur au Lac“ abgeführt. Der Weltverband reagierte am Mittwochabend mit einer vorläufigen Sperre von elf Funktionären für sämtliche Fußball-Aktivitäten. Darunter seien auch die Vizepräsidenten Webb und Figueredo, teilte die Fifa mit. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) forderte die Verschiebung der Präsidentenwahl.

Auch wenn Blatter nicht zu den Beschuldigten gehört, ist die Polizeiaktion für ihn dennoch ein schwerer Schlag. Einziger Gegenkandidat ist Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien, dem bislang keine Chance eingeräumt wurde.

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