Berlin. Allensbach-Studie: Viele 40- bis 59-Jährige sehen sich großen Belastungen ausgesetzt – auch durch Pflege von Angehörigen

Mama wird’s schon richten. So lautet ein in Familien ziemlich beliebter Satz. Gemeint sind Haushalt, Kinder, Fahrdienst, Schulaufgabenhilfe, die Pflege von Oma und Opa – und natürlich der eigene Beruf.

Doch vielen Frauen fällt es zunehmend schwerer, den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Rund 82 Prozent der deutschen Frauen zwischen 40 und 59 Jahren fühlen sich von Beruf, Familie und teilweise auch von der Pflege von Angehörigen immer wieder überfordert.

Zu diesem Ergebnis kommt eine am Dienstag in Berlin vorgestellte Umfrage „Frauen der Sandwich-Generation“. Sie wurde vom Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Zeitschrift „Bild der Frau“ durchgeführt. Etwa 66 Prozent der befragten Frauen erledigten danach die Familienarbeit mehr oder weniger allein. Bei einem Pflegefall verschärfe sich die Situation, sagte Allensbach-Geschäftsführerin Renate Köcher. 82 Prozent der Frauen, die einen pflegebedürftigen Angehörigen haben, pflegten diesen selbst. Bei Männern seien es nur 64 Prozent. Dabei seien etwa drei Viertel der 40- bis 59-jährigen pflegenden Frauen auch berufstätig, 30 Prozent arbeiteten in Vollzeit.

In Deutschland sind derzeit laut Allensbach fast eine Million Frauen von dieser „Sandwich-Situation“ betroffen – sie versorgen noch die eigenen Kinder und pflegen bereits ältere Angehörige. Ihre Zahl werde wegen der zunehmenden Berufstätigkeit und des demografischen Wandels noch zunehmen, sagte Köcher. 67 Prozent der Befragten rechnen damit, dass die Belastungen durch Eltern oder Schwiegereltern künftig zunehmen werden. Jede fünfte Frau frage sich, wie sie die Unterstützung in Zukunft schaffen soll. In der Altersgruppe der 55- bis 59-Jährigen sei es jede zweite Frau. Als Wünsche an die Politik gaben 64 Prozent an, ein Abbau der Pflege-Bürokratie würde helfen. 59 Prozent wünschten sich eine stärkere Berücksichtigung der Familienarbeit bei der Rente.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf dürfe nicht zu einer Floskel werden. Die Wirtschaft könne nicht den Arbeitnehmern gute Leistungen abverlangen, wenn diese ständig das Gefühl hätten, ihrer Familie nicht gerecht zu werden. Politisch sei bereits etwa mit dem reformierten Elterngeld einiges erreicht worden. „Am Ziel sind wir aber noch lange nicht“, so Gabriel. Bei den Alleinerziehenden oder der Gehaltsentwicklung und den Arbeitsbedingungen von Erzieherinnen gebe es noch viel zu tun.

Aber auch dies zeigt die Umfrage: Trotz der Belastungen kümmern sich 67 Prozent der Frauen gern um ihre Familien. 83 Prozent gaben an, ,,große Freude“ am Leben zu haben. (diz/HA)

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