Hamburg. Ausstand soll morgen beginnen und länger als der letzte sein. Hamburger Linien S1, S3 und S21 fahren im 20-Minuten-Takt

Tausende Bahnreisende müssen sich in den nächsten Tagen erneut auf drastische Einschränkungen im Zugverkehr einstellen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat ihre Mitglieder bundesweit zu einem mehrtägigen Streik aufgerufen. Der Ausstand mit offenem Ende soll um 2 Uhr Mittwoch früh im gesamten Personenverkehr beginnen und über die reisestarken Pfingsttage andauern. Bereits am heutigen Dienstag um 15 Uhr legen die Lokführer im Güterverkehr die Arbeit nieder.

Noch ist nicht bekannt, wie lange der Streik gehen soll. Das Ende will die Gewerkschaft erst 48 Stunden vorher bekannt geben. Angeblich steht der Zeitpunkt schon fest. Ein unbefristeter Streik sei das daher nicht, sagte GDL-Chef Claus Weselsky. Allerdings werde der Streik „etwas länger“ dauern als die vorangegangenen. Die Bahn verurteilte „den de facto unbefristeten Streik auf das Schärfste als Schikane für viele Millionen Menschen“.

Erst vor gut einer Woche war ein fast sechstägiger Ausstand im Personenverkehr zu Ende gegangen. Es war der bislang längste Streik in der 21-jährigen Geschichte der Deutschen Bahn. Die Bahn will so schnell wie möglich einen Ersatzfahrplan für den Personenverkehr erstellen, der über die Internetseite des Unternehmens ab heute Nachmittag abrufbar sein wird.

In Hamburg werden auch die S-Bahnen bestreikt. Die Bahn möchte die Linien S1, S3 und S21 dann im 20-Minuten-Takt verkehren lassen. Die Linien S11 und S2 fallen dagegen aus, sagte der Hamburger Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis. Inwieweit die S31 verkehre, hänge davon ab, ob und wie viele Lokführer zum Dienst erscheinen werden. Im Regionalverkehr dürften die Zugfrequenzen von Hamburg nach Lübeck, Kiel und Schwerin ausgedünnt werden. Die Zugverbindungen der konkurrierenden Bahnunternehmen NOB, Metronom oder HKX sind von dem Streik nicht betroffen. Einige Fernbusanbieter wollen mehr Busse einsetzen.

Kernkonfliktpunkt des nunmehr fast einjährigen Tarifstreits ist, dass die GDL und die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) teilweise für die gleichen Beschäftigtengruppen Verträge abschließen wollen. Die Bahn lehnt aber unterschiedliche Konditionen ab. Zudem fordert die GDL eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um eine Stunde auf 38 Stunden und eine Begrenzung der Überstunden.

Nach den gescheiterten Tarifgesprächen am Wochenende hatte Personalvorstand Ulrich Weber die GDL zum Streikverzicht aufgerufen. Die Forderung verhallte ungehört. Doch der GDL-Chef Weselsky signalisierte zumindest Gesprächsbereitschaft. Auch während des Streiks werde die GDL dem Bahnvorstand jederzeit für Gespräche zur Verfügung stehen. Sollte eine Schlichtung zustande kommen, sei die GDL bereit, den Streik auszusetzen.

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