Die Deutschen machen bevorzugt Urlaub im Süden. Dort protokollieren sie dann gern, was ihnen missfällt – und benehmen sich oft daneben.

Die Deutschen machen sich auf den Weg in den Süden. Sie nennen es Urlaub. Das ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Gehältern. Wer den Abflug macht, sehnt sich nach Sonne, Bräune und Wärme. Aber vor allem will er sich hautnah vor Ort ein Bild davon machen, ob Länder wie Griechenland, Spanien und Portugal mit ihren Reformen vorankommen, die unsere Regierung immer einfordert.

Die Pauschalreise-Inspektoren können sich dort mit eigenen Augen überzeugen, wo ihr Geld bleibt. Strände sind die bevorzugten Kontrollgebiete, denn diese Länder haben ja Schulden wie Sand am Meer.

Die meisten deutschen Reisenden werden nicht unerkannt die Lage begutachten können. Das liegt an ihrem auffälligen Verhalten. Etwa wenn mehr Selfies mit schmutzigen Betten und Bädern gemacht werden als mit Sehenswürdigkeiten im Hintergrund. Ohne Fotobeweis und Protokoll gibt es aber hinterher keinen Preisnachlass. Vielen Deutschen missfällt in der Fremde so viel, dass sie sich schon wieder wie zu Hause fühlen.

Wie Deutsche auf Reisen ihren Katalog abarbeiten, zeigt eine aktuelle Umfrage der Reiseplattform Travelzoo. Fast die Hälfte der Befragten gab zu, schon einmal ins Meer oder in den Pool gepinkelt zu haben. Das macht ja nichts, das merkt ja keiner. Es sei denn, dies geschieht vom Dreimeterbrett. Jeder Fünfte ließ bereits etwas aus dem Hotel mitgehen. Und sieben Prozent bezahlten schon mal die Zeche nicht.

Da ist es doch kein Wunder, dass Griechenland vor dem Staatsbankrott steht und Deutsche die Rettung unter Europas Sonnenschirmen entspannt verfolgen. Denn sie haben eine Strategie entwickelt. Jeder Dritte hat bereits einmal eine Sonnenliege mit einem Handtuch reserviert. So verteidigen sie das pauschal eroberte Territorium im Süden. Zum Beispiel: Mallorca. Die Insel ist ja inzwischen eine deutsche Liegenschaft.