Maximal zwölf Monate wollten sie bleiben, um die Tochter bei ihrem Auslandsjahr in Boston zu unterstützen. Das war 2009, und im sechsten Jahr in der Universitätsstadt an der US-Ostküste reift in Bodo Liesenfeld langsam die Erkenntnis, dass er sich wohl einrichten darf auf einen Lebensabend in Amerika. Von Ruhestand zu schreiben, würde indes das Wirkungsfeld des 63-Jährigen konterkarieren.

Nachdem der sechsfache Vater 2007 sein Logistikunternehmen Rohde & Liesenfeld verkauft hatte, fand er in der Stadt, die sich wie Hamburg um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2024 bewirbt, schnell neue Betätigungsfelder. Als „Hamburg Ambassador“ treibt der Othmarscher die wirtschaftlichen und sozialen Beziehungen zwischen Boston und Hamburg voran. „Als Botschafter sehe ich mich als Brückenbauer“, sagt er. Seit einigen Monaten führt er zudem eine Fensterfabrik in Western Massachusetts.

Die Liebe zur Heimat und seine Investmentfirma am Neuen Wall treiben den Vorsitzenden des Lateinamerika-Vereins alle sechs Wochen für zehn Tage zurück an die Elbe. Das ist gut so: Als Hamburg-Botschafter muss man ja wissen, was in der Stadt los ist.

Seite 17, 20 + 21 Der überschätzte Gegner