Dortmund. Entscheidend sei für die Geschichte nicht das Fallschirmspringen, sagt Drehbuchautor Ben Braeunlich. Vielmehr solle der Film die Leistungsgesellschaft abbilden und das Spannungsfeld zwischen Verantwortung, Freiheit und der eigenen Identität.

Die Kamera bebt, das Bild wird unscharf. Die Art der Darstellung spiegelt den Inhalt: ein beliebtes Stilmittel im Dortmunder „Tatort“, so auch in der Eingangsszene von „Schwerelos“. Hauptkommissarin Martina Bönisch fragt im Krankenhaus nach ihrem Sohn, der verschwunden ist. Ihre Augen flackern, ein Geräusch lässt sie zusammenfahren, die Worte der Krankenschwester dringen kaum zu ihr durch. Der junge Mann, der schwer verletzt vor der Notaufnahme gefunden wird, ist nicht ihr Sohn. Dennoch hat der Fall Parallelen zu privaten Lebenssituationen der vier Ermittler.

Leo Janek hatte keinen Autounfall, wie die Kommissare um Bönisch (Anna Schudt) und Peter Faber (Jörg Hartmann) schnell herausfinden. Er war Fallschirmspringer, genauer gesagt, Base-Jumper. Die springen nicht aus einem Flugzeug, sondern von Gebäuden oder Klippen. Immer wieder spielen in „Schwerelos“ Fragen von gesellschaftlicher Relevanz eine Rolle, so zum Beispiel Janeks Patientenverfügung. Wenn die Apparate abgestellt werden, erklärt seine Frau dem gemeinsamen Sohn, dann stirbt er. „Und das ist okay“, sagt sie – auch wenn beide wissen, dass gar nichts okay ist. Vor solchen Szenen tritt die Frage nach Täter und Tathergang in den Hintergrund – und das tut dem Film gut.

Der „Tatort“ ist besonders stark in den Momenten, in die sich jeder hineinversetzen kann – ob in die besorgte Mutter Bönisch, in den Sohn des Opfers oder die risikofreudige Kommissarin Nora Dalay (Aylin Tezel). Entscheidend sei für die Geschichte nicht das Fallschirmspringen, sagt Drehbuchautor Ben Braeunlich. Vielmehr solle der Film die Leistungsgesellschaft abbilden und das Spannungsfeld zwischen Verantwortung, Freiheit und der eigenen Identität. Insofern erzählt der „Tatort“ ein bisschen von jedem.