Kathmandu. Notstand ausgerufen. 6,6 Millionen Menschen im Gefahrengebiet. Hilfsorganisationen rufen zu Spenden auf

Ein gewaltiges Erdbeben im Himalaja der Stärke 7,8 hat Tod und Zerstörung nach Nepal gebracht – es war das stärkste Beben dort seit mehr als 80 Jahren. Nepal gilt als eines der ärmsten Länder Südasiens. Rettungskräfte in Nepal, Indien, China und Bangladesch bargen bis Sonntag mehr als 2500 Leichen. Tausende Menschen wurden verletzt. Das ganze Ausmaß der Zerstörung war noch nicht abzusehen, weil viele abgelegene Dörfer zunächst nicht erreicht wurden. Eine internationale Hilfswelle lief an.

Leichen aufgereiht vor Hospitälern in Nepal, ganze Bergdörfer in Schutt, verheerende Lawinen am Mount Everest: Der Erdstoß am Sonnabend zerstörte große Teile der Infrastruktur, zahlreiche alte Häuser sowie Weltkulturerbe- und Pilgerstätten. Die Bewohner von Kathmandu flohen auf die Straßen und trauten sich nicht in ihre Häuser zurück, weil zahlreiche Nachbeben die Region weiter erschüttern.

Alle Parks, Gehwege und Plätze hätten sich in Zeltstädte verwandelt, sagte ein Sprecher des Roten Kreuzes. Selbst Krankenhäuser sind so überfüllt, dass im Freien behandelt wird. Präsident Ram Baran Yadaf habe ebenfalls in einem Zelt geschlafen, sagte sein Sprecher in einem lokalen Radio.

Am Mount Everest starben mindestens 18 Menschen, als eine viele Stockwerke hohe Staublawine über das Basislager des höchsten Berges der Welt fegte. Dort hielten sich rund 1000 Menschen auf. 65 Verletzte seien aus dem Lager ausgeflogen worden, sagte der Vizepräsident der nepalesischen Bergsteigervereinigung, Santa Bir Lama. Zu etwa 100 bis 150 Menschen in der Everest-Region bestehe derzeit kein Kontakt. Viele von ihnen könnten in höheren Camps am Berg sein.

Nepal hat den Notstand in den betroffenen Gebieten ausgerufen, in denen 6,6 Millionen Menschen leben. Krankenhäuser und Leichenhäuser seien überfüllt, Blutkonserven und Medikamente gingen zur Neige, erklärten die Vereinten Nationen. Schulen und Universitäten bleiben eine Woche geschlossen. Die Stromversorgung könnte lange ausfallen, da das Beben die Wasserkraftwerke beschädigt hat, von denen Nepal seinen Strom bezieht.

Auch Nachbarländer beklagen Opfer. In Indien starben 50 Menschen, in China sechs, in Bangladesch eine Frau. Tausende Verletzte werden behandelt. Die Zahl der Toten könne weiter steigen, sagte Laxmi Dhakal vom nepalesischen Innenministerium. Das Finanzministerium in Kathmandu erklärte, die Familie jedes Todesopfers erhalte umgerechnet 360 Euro. Hilfsorganisationen riefen die Menschen in Deutschland zum Spenden auf.

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