Nachahmer der Steinzeitkost von Familie Feuerstein erobern Onlineforen, Kochbücher, Szenelokale

Da hat der moderne Mensch die Altsteinzeit endlich vor 12.000 Jahren hinter sich gelassen – und was macht er im neumodischen 21. Jahrhundert? Homo sapiens, die Klugheit und Weisheit im Gattungsnamen glatt missachtend, trauert genau dem Futter nach, mit dem unsere Altvorderen einst vorliebnehmen mussten. „Essen wie in der Steinzeit“ wird gerade wiederbelebt: in Onlinetreffpunkten und Kochbüchern, bei einschlägigen Seminaren und in Szenelokalen von Berlin bis Frankfurt.

Dort am Main gibt’s im Paleo-Restaurant Mammeo zum Beispiel Cappu mit Kokosmilch, Tacos aus Kochbananen und ab Mitte Mai sollen auf der Abendkarte „richtig schöne Steaks“ stehen. Das Motto des Ladens: „Real food“. Das hätten die Pate stehenden Mammutjäger wohl ebenso wenig verstanden wie den gelernten Beruf der Lokalinhaberin, einer Friseurin. Die hat von ihrer Speisekarte alles verbannt, was Ackerbau und Viehzucht seit der Steinzeit Leckeres liefern: Getreide samt Brot und Müsli, Milch, Joghurt, Butter und Zucker. Chefin Sariya Forkel, 28, setzt auf Obst, Gemüse, Pilze, Nüsse, Honig und verzichtet auf „industriell verarbeitete Lebensmittel“. Dafür hätte sie aber nicht in die Steinzeit reisen müssen.

Dort ging es nämlich ungemütlich zu. Schlug das Wetter Kapriolen, folgten Hungersnöte; keiner achtete damals aufs Haltbarkeitsdatum von Wildschwein und Würmern, ab und zu gab es Steaks im Überfluss (nach erfolgreicher Mammutjagd), mal plünderten Sippschaften aus der Nachbarschaft die Speisekammer; glücklich war, wer dabei wenigstens mit dem Leben davonkam. Wie weit will der neumodische Nachahmungstrieb der Steinzeitjünger von heute noch gehen?

Diese halten das Essen von Familie Feuerstein für gesünder als Fertigpizza und -pasta. Viele Forscher bezweifeln das allerdings. Denn Tatsache ist auch: Der Steinzeitmensch litt, wenn er das Erwachsenenalter überhaupt erreichte, unter chronischem Kopf- und Zahnschmerz durch den hohen Abrieb seiner groben Kost; die Lebenserwartung lag damals kaum über 30 Jahre. Würden wir Familie Feuerstein ins Frankfurt von Heute beamen, sie wäre wohl auf vieles scharf – nur nicht aufs Essen der eigenen Ära.