Zoologen erforschen die Liebeslieder der Nager. Zum Glück sind diese für unsere Ohren unhörbar

Die gemeinsame Kulturgeschichte von Mensch und Maus ist im Laufe der Jahrtausende nicht immer spannungsfrei verlaufen. Der Mensch nimmt es dem flinken Nagetier übel, dass es die fatale Neigung zeigt, eine Schneise durch seine Vorräte zu fressen. Und die Maus trägt es dem Menschen nach, dass er eine Reihe von uncharmanten Abwehrmaßnahmen gegen sie in Stellung gebracht hat. Erwähnt seien nur zuschnappende Drahtbügel und zuschnappende Katzen. Eine Maus ist dem Menschen offenbar nur dann sympathisch, wenn sie gelbe Schuhe zu roten Hosen trägt und auf den Namen Micky hört.

Indes scheint es nach neuen Forschungen einige Gemeinsamkeiten über das nüchterne Etikett „Säugetier“ hinaus zu geben. Wie ein Wissenschaftlerteam der Duke Universität in North Carolina ermittelte, bringen Mäusemänner ihren Damen hingebungsvolle Ständchen zu Gehör – wie dies früher auch bei Zweibeinern schöne Sitte war. Die Frequenz dieser Liebeslieder liegt in einem für Menschen unhörbar hohen Bereich. Den Ohrenschmaus muss man sich aber vorstellen wie eine Mischung aus Modern Talking und Quietschen auf Glas.

Zur Verblüffung der Forscher verfügen Mäusekerle über ein sehr variables Sangesrepertoire; damit rücken sie unerwartet auf in eine kleine Gruppe aus Vögeln, Walen und gewissen Primaten. Die spitznasigen Möchtegernlover gaben die tollsten Serenaden von sich, wenn sie die Dame schon erschnuppert, aber noch nicht gesehen hatten. Stand sie dann leibhaftig vor ihnen, ging es deutlich schlichter im Liedgut zu. Nach dem Macho-Motto: Dich habe ich schon längst klargemacht, was soll ich mich jetzt noch ins Zeug legen. Die Mäusemädels wiederum verfügen offenbar über die Fähigkeit, aus der Sangeslust der Kerle Hinweise auf ihre genetischen Qualitäten abzuleiten. Da wird Frau glatt neidisch.

Merke: Mäuse haben auch Gefühle. Aber Mickys Liebe zu seinem Hund war rein plutonisch.