Hamburg. Günstige Rohstoffpreise entlasten viele Hamburger. Wer Gas verwendet, zahlt drauf

Martin Kopp

Zahlreiche Hamburger Haushalte können sich auf niedrigere Heizkosten freuen. Der milde Winter und fallende Heizölpreise sorgen für Abschläge um bis zu 18 Prozent. Doch nicht alle profitieren von den sinkenden Kosten: Denn wer mit Gas heizt, schaut in die Röhre.

Zwar waren der Dezember und der Februar in dieser Heizperiode deutlich kühler als zwölf Monate zuvor, doch insgesamt war der Winter erneut relativ mild. Nach einer Musterrechnung des Verbraucherportals Verivox dürfte der Energiebedarf der deutschen Haushalte von Anfang Oktober bis Ende März nur etwa fünf Prozent höher sein als in der vorangegangenen Heizperiode. Fünf Prozent mehr Verbrauch bedeutet aber nicht automatisch fünf Prozent mehr Kosten. Die hängen von den Preisen der Brennstoffe ab.

Und die bescheren allen Hamburger Haushalten, die mit Öl heizen, erhebliche Entlastungen. Sie profitieren vom Preisrutsch beim Rohöl, der im vergangenen Sommer einsetzte. Mit dem Rückgang der Rohölpreise fielen auch die Heizölpreise. Gegenwärtig müssen die Verbraucher 62,60 Euro inklusive Mehrwertsteuer für 100 Liter Heizöl bezahlen, bei Abnahme von 3000 Litern. Vor einem Jahr waren es noch 80,10 Euro. Das ist ein Rückgang von mehr als 20 Prozent. „Folglich ist Heizen mit Öl in dieser Heizperiode um 18 Prozent günstiger geworden“, sagt Florian Krüger von Verivox. Allerdings werden nur etwa 15 bis 20 Prozent der Hamburger Haushalte mit Öl beheizt, wie Siegmund Chychla vom Mieterverein zu Hamburg sagt. „35 Prozent beziehen Fernwärme, und 45 Prozent heizen mit Gas“, fügt er hinzu.

Deren Lage ist ganz anders. Denn der Gaspreis hat sich im Gegensatz zum Heizölpreis kaum von der Stelle bewegt. Er liegt nur ungefähr um zwei Prozent niedriger als vor einem Jahr. Laut Verivox bedeutet das für die Eigentümer und Mieter, deren Häuser und Wohnungen mit Gas beheizt werden: Diese Heizperiode ist um vier Prozent teurer als die vergangene.

„Erstmals seit etlichen Jahren ist damit die Ölheizung wieder günstiger als das Heizen mit Gas. Die Preisschere hat sich vollständig geschlossen“, sagt Krüger. Bis vor wenigen Jahren gab es einen engen Zusammenhang zwischen Öl- und Gaspreisen, der in den Lieferverträgen der Gasversorger verankert war. Die Gaspreise folgten den Ölpreisen mit einem zeitlichen Abstand von sechs Monaten. Ungefähr seit 2010 hat sich dieser Zusammenhang immer weiter gelockert. „Für den Verbraucher ist es letztlich besser, wenn diese unnatürliche Preisbindung zu Ende geht“, sagte Florian Krüger von Verivox.

Dem Hamburger Energie-Informationsdienst (EID) zufolge bestimmt jetzt der Markt den Gaspreis. Und da gebe es derzeit einige Unsicherheiten, sagt Rainer Wiek vom EID. So müssten nach dem Winter die Speicher in der EU wieder gefüllt werden. Dazu kommen Produktionskürzungen in den Niederlanden, die unklare Lage in der Ukraine und die Frühjahrswartungen an den Förderanlagen in Norwegen.

Siegmund Chychla rät nun den Hamburgern, die mit Öl heizen, auf eine möglichst schnelle Abrechnung bei ihren Vermietern zu drängen: „Etliche Heizkostenabrechnungen dürften ein Guthaben ausweisen. Da aber die Abrechnungen Grundlage der Vorauszahlungen fürs kommende Jahr sind, müsste die Vorschusszahlung gekürzt werden.“ Die Erfahrung habe gezeigt, dass Vermieter dieses nur selten freiwillig anbieten würden.