Zur Griechenlandkrise

An diesem Freitag kommen die Euro-Finanzminister noch einmal zusammen. Es könnte die letzte Chance sein, einen historischen Schaden für Europa abzuwenden. Ein Ausscheiden Griechenlands mag ökonomisch für andere Euro-Länder verkraftbar sein. Politisch könnte sich der Zerfall der Währungsunion jedoch als dramatisch für Europa erweisen und die Kräfte stärken, die die Union sprengen wollen.

Berliner Zeitung

Die Linksregierung in Athen scheint unter Realitätsverlust zu leiden. Verantwortungslos genug, dass sie ihrem Volk vorgaukelt, es gebe ein Recht auf Einlösung von Wahlversprechen zulasten Dritter. Sie droht auch noch mit Selbstmord ihres Landes, sollten die Gläubiger die Rechnung nicht übernehmen und frisches Geld auf den Tisch legen. Nicht Europa steht am Abgrund, sondern Griechenland. Nicht das verordnete Reformprogramm ist Ursache seiner Misere, sondern die lange verweigerte Reformbereitschaft. Über Korrekturen bei den verhassten Auflagen lässt sich verhandeln. Sicherlich wurden auch Fehler gemacht. Aber das Grundprinzip ist richtig: Hilfe ja, aber im Gegenzug muss das Land effizienter werden.

Lübecker Nachrichten

Die Griechen werfen ihren eigenen Untergang in die Waagschale – in der Hoffnung, so weit werden es die Partnerländer nicht kommen lassen, weil sie selbst einen kaum zu kalkulierenden Preis zu zahlen hätten. Der Beobachter reibt sich angesichts des Schauspiels die Augen und weiß nicht, was er mehr bewundern soll: die Nonchalance, mit der Tsipras & Co. die Regierungsgeschäfte oder besser: Regierungsexperimente betreiben. Oder die Dreistigkeit, mit der sie ihre Forderungen vortragen. Der Graben zwischen Athen und den Euro-Partnern ist inzwischen so tief, dass ein Kompromiss nur schwer vorstellbar ist. Daran ändert auch der versöhnliche Brief nichts, den die griechische Regierung nach Brüssel schickte. Die Reaktion der Bundesregierung ließ nicht lange auf sich warten: „Kein substanzieller Lösungsvorschlag.“

Handelsblatt (Düsseldorf)