Hamburg. Am Anfang muss ein Glückwunsch stehen: Er geht an Lutz Ackermann und Christian von Brockhausen, zwei Dokumentarfilmer, die sich beim NDR-internen Innovationspitch mit ihrer Idee durchsetzten und ein Budget für „Soul Kitchen. Die Geschichte eines Abends“ bekamen. Danach ist ein sanfter Rüffel angebracht: Den bekommen die Programmverantwortlichen des NDR, die zwar Geld und Sendezeit für dieses ungewöhnliche, neue, spannende Format bereitgestellt haben, aber keinen zuschauerfreundlichen Sendeplatz. Da hätte „Soul Kitchen“ Besseres verdient gehabt.

Warum? Allein schon aufgrund der Idee der Talkrunde: Angeleitet von Moderator Dirk Stermann verbringen vier Personen einen Abend miteinander, kaufen ein, kochen gemeinsam und unterhalten sich. Und die Besetzung hat es in sich, es treffen aufeinander: Eddy Kante, Ex-Bodyguard von Udo Lindenberg, Dolly Buster Ex-Pornosternchen, Frank Spilker, Frontmann der Band Die Sterne und Laura Karasek, Anwältin, Buchautorin und Tochter des Literaturkritikers Hellmuth Karasek. Eine Runde, die von feiner Hand geschnitten und filmisch schön (manchmal fast zu schön) aufbereitet, äußerst sehenswert ist. Zum einen, weil man wirklich Neues über die Protagonisten erfährt, zum anderen, weil neben den Inhalten auch die Dynamik der Gespräche spannend anzusehen ist. Die Unverblümtheit, mit der Eddy Kante auf Karaseks Frage, was es ihm mit 14 Jahren gegeben hätte, einen Gleichaltrigen zu verprügeln, mit „Das, was er hatte“ antwortet; die Abstrusität der Situation, wenn Spilker Dolly Buster vor die Tür bittet, um ihr ein Lied auf der Gitarre vorzuspielen.

Ab Schluss soll ein Wunsch stehen: „Soul Kitchen“ muss Reihe, festes Format werden. Und einen Sendeplatz bekommen, der dieser ganz anderen Talkshow die Einschaltquote bringt, die sie verdient hätte.

„Soul Kitchen“, Fr 2.1., 24.00 Uhr, NDR