Zu Griechenland

Syriza-Chef Tsipras fühlt sich in seinem Hasardeur-Kurs durch den Druck der Straße bestätigt. ... Die wirtschaftliche Erholung hat den Kern der griechischen Gesellschaft noch nicht erreicht. Die linken EU-Gegner und die Neofaschisten von der Goldenen Morgenröte werden das Mutterland der europäischen Zivilisation auf einen Kurs zwingen, der von Europa wegführt. LANDESZEITUNG (LÜNEBURG)

Über allem schwebt eine allgemeine Reformmüdigkeit, ja Reformunwilligkeit im politischen Establishment. Im Wahljahr 2009 hatte ein konservativer Minister vielen Leuten aus seinem Wahlkreis Jobs bei der Athener Metro verschafft. Das war damals ein Skandal, die Leute mussten wieder gehen. Nun dürfen sie zurückkehren. Das Parlament hat es erlaubt, auch mit Stimmen der Opposition – per Klausel an ein Gesetz für ein „Demenz-Observatorium“. Das wirkt wie ein Witz, ist aber eine Tragödie, weil es zeigt, wie wenig sich in Griechenland wirklich geändert hat. SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

Den Euro-Partnern blieben (bei einem Sieg Tsipras’) nur zwei Alternativen: Entweder sie bauen eine glaubwürdige Drohkulisse auf. Das müsste bedeuten, dass der „Grexit“, das Ausscheiden des Landes aus der Währungsunion, kein Tabu mehr ist. Oder sie halten Griechenland selbst dann noch finanziell über Wasser, wenn sie im Gegenzug lächerliche Zugeständnisse erhielten. Das wäre ein gefährlicher Präzedenzfall, der zudem in den Geberländern Anti-Euro- Fundamentalisten wie der AfD zusätzlichen Auftrieb geben würde. DIE WELT